L P D – „Frischer und natürlicher kann der Weihnachtsbraten gar nicht sein, als vom Hirsch aus niedersächsischer Wildtierhaltung“, sagt Dirk Wahl gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Er ist der Fachberater des Landesverbandes für landwirtschaftliche Wildhaltung Niedersachsen, der 1979 gegründet wurde und inzwischen über 100 Mitglieder hat. „Es könnten viel mehr sein, das Interesse an der Gehegewildhaltung bei den Landwirten ist groß“, erklärt Wahl. Viele Interessierte resignierten aber vor den strengen Auflagen. „Als zugelassene Schlachtstätte müssen die kleinen Betriebe die gleichen Auflagen erfüllen, wie ein Großschlachthof“, sagt Wahl. Das schrecke ab. Einige Landwirte schlachten daher gar nicht selbst, sondern fahren zu einer zugelassenen Schlachtstätte in der Region.
80 Prozent der Tiere in landwirtschaftlicher Wildhaltung sind Damwild. „Die Tiere sind ruhig, zutraulich, robust und wenig krankheitsanfällig, deshalb sind sie so beliebt“ sagt Wahl. Damwild überzeugt aber auch in der Fleischqualität, durch niedrigen Fettgehalt, feines Aroma und zarte Konsistenz. „Die Tiere werden mit 15 bis 18 Monaten geschlachtet, deshalb ist das Fleisch so zart. Da können sich die Kunden der niedersächsischen Direktvermarkter sicher sein“, von tiefgekühlter Importware hingegen ist Wahl wenig begeistert, da könne der Kunde schon mal eine böse Überraschung erleben, ganz abgesehen von der sehr viel günstigeren Ökobilanz beim regionalen Einkauf. Der Selbstversorgungsgrad bei Wildfleisch liegt in Niedersachsen, zusammen mit dem aus der Jagd stammenden Wildbret, allerdings nur bei knapp 30 Prozent. Im Gehege werden auch Rot- oder Sikawild und vereinzelt auch Muffel- oder Schwarzwild gehalten. Auf der Verbands-Homepage www.wildhaltung-niedersachsen.de können die Direktvermarkter schnell gefunden werden. Wahl empfiehlt unbedingt eine Vorbestellung, vor allem zu Weihnachten, die Nachfrage sei nach wie vor hoch.
„Neben den strengen Auflagen für die Haltung und Schlachtung ist es nach wie vor der Wolf, der Interessierte abschreckt und alteingesessene Wildtierhalter aufgeben lässt“, schildert Wahl. Er kennt die schockierenden Geschichten über getötete, verletzte und traumatisierte Tiere. „Wölfe überwinden die Zäune problemlos und haben im Gehege leichtes Spiel. Das Wild sitzt in der Falle“, erklärt Wahl. Er kann Mitglieder gut verstehen, denen nach einem solchen Anblick der Spaß an der Wildtierhaltung vergeht. (LPD 90/2017)