„Wir alle sind die Guten von nebenan“

Wir alle sind die Guten von nebenan -

L P D – „Wir wollen, dass uns die Bevölkerung Vertrauen und Akzeptanz schenkt. Wir ackern mit größter Sorgfalt für die Luft, den Boden und das Wasser und erzeugen die sichersten Lebensmittel, die es je gab.“ Mit diesen Worten warb Landvolkpräsident Werner Hilse auf einer Kundgebung mit 3.500 Landwirten zum Abschluss des Bauerntages in Hannover um Sympathie bei der Bevölkerung. Die Bauern kamen aus dem ganzen Bundesgebiet, die Mehrzahl aus Niedersachsen. Die Kundgebung setzte einen kraftvollen Schlussakkord unter den Bauerntag in Hannover! Auf Transparenten verwahrten sich Landwirte und ihre Familien gegen immer weitere Auflagen, Vorschriften und bürokratischen Ballast, aber auch Anfeindungen. Der Protestzug war morgens am Hauptbahnhof in Hannover gestartet. Ein Zwischenstopp an der Oper war der Tragödie „Der zerbrochene Milchkrug“ gewidmet, vor dem Zoo wurde die schwarzbunte Arabella aus Otternhagen als letzte Kuh an den Zoo übergeben, die miserablen Preise zwangen ihren Besitzer zu dem Schritt. 

Junge Bäuerinnen und Bauern aus Deutschland schilderten bei der Abschlusskundgebung an der Stadthalle ihre Sorgen. Mit Blick auf die zurzeit größte Krise in der Landwirtschaft  sagte Hendrik Lübben, Milchviehhalter und Vater eines zweijährigen Sohnes aus der Wesermarsch, er habe Angst. „Mit dieser Angst stehen wir jeden Morgen auf, sie begleitet uns durch den Tag, und wir schlafen damit am Abend ein“. Er kritisierte die Bundesregierung, die in nur einer Nacht zwei Milliarden Euro zur Unterstützung der Autoindustrie und der Elektromobilität beschlossen habe, aber Wochen benötige, um ein Hilfspaket für die Bauern in Höhe von 100 Mio. Euro „plus X“ zu beschließen. Er appellierte zugleich an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, die Krise EU-weit zu entschärfen. „Damit auch in Zukunft junge Leute Landwirt werden wollen, bedarf es nicht nur guter Preise“, sagte Jan Henrik Schöne von der Niedersächsischen Landjugend an. Er fügte an, auch wenn die Milch nur 20 Cent koste, gäben die Bauern 100 Prozent für ihre Tiere. Der Landwirt aus dem Landkreis Osterholz-Scharmbeck, Vater einen Säuglings, meinte weiter, keiner habe Lust, am Wochenende der Garant fürs Dorfleben zu sein und am Montagabend als Brunnenvergifter im Fernsehen dargestellt zu werden. Ein Teil der Mitbürgerinnen und Mitbürger sei mit der Landwirtschaft im Allgemeinen zufrieden. Und Jeder vertraue dem Bauern nebenan, den er persönlich kennt. „Jede und Jeder von uns, wir alle sind die Guten von nebenan“, sagte Schöne unter dem tosenden Beifall der Kundgebungsteilnehmer und wehrte sich gegen überzogene Kritik an moderner Landwirtschaft. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt lud die jungen Landwirten und Landwirte zu einem Dialog unter Praktikern nach Berlin ein. (LPD 50/2016)