L P D – „Es war die emotional schwierigste Zeit in meinem Leben“. Manfred Tannen lässt keinen Zweifel aufkommen, der Abschied aus der Sauenhaltung ist ihm sehr schwergefallen. Vor genau zwei Jahren sind bei ihm die letzten Sauen vom Hof gegangen. „Diesen Moment habe ich vorher unterschätzt“, erinnert sich der Landwirt aus Bensersiel im Landkreis Wittmund: „Es fiel meiner Frau und mir verdammt schwer, durch den plötzlich nutzlos gewordenen Stall zu gehen“, sagt Tannen gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Er und seine Frau Maike hatten diesen Betriebszweig gemeinsam aufgebaut, sie haben sich stets zusammen um die Tiere gekümmert. Die Sauenhaltung steuerte immer einen positiven Betrag zum Einkommen bei, der Stall war längst noch nicht baufällig. Aber Familie Tannen sah die politischen Unsicherheiten, die bis heute nicht beseitigt wurden. Im Gegenteil, die vielen ungelösten Fragen gibt es immer noch. Wie soll der gerichtlich verbotene Kastenstand abgelöst werden? Wie können die Sauenhalter aus der betäubungslosen Kastration der Ferkel aussteigen? Wie soll der Verzicht auf das Kupieren der Ringelschwänze umgesetzt werden? Die sogenannten „K“-Fragen haben nicht nur dem Sauenhalter Tannen in Ostfriesland vor zwei Jahren Kopfzerbrechen verursacht, auf sie gibt bis heute keine befriedigenden und praxisfesten Antworten. „Vor diesem Hintergrund der nach wie vor fehlenden Planungssicherheit haben wir uns richtig entschieden“, fühlt sich der heutige Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland bestätigt.
Die folgenschwere Entscheidung hatte sich die Familie nicht leicht gemacht. Manfred Tannen bezog Ehefrau Maike und Hofnachfolger Keno mit ein. Gemeinsam wurde schließlich eine Entscheidung getroffen. Der Junior hatte bereits damals signalisiert, dass ihm der Betriebszweig Milchviehhaltung mehr liegt. Der Sauenstall wurde zügig abgerissen und durch einen Stall für Milchkühe und Jungvieh ersetzt. Die 170 Kopf starke Herde wurde um 30 Tiere erweitert. Manfred Tannen, damals Vorsitzender im Kreisverband Wittmund des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland (LHV), entschied sich für die Kandidatur zum LHV-Präsidenten, seit gut einem Jahr hat er dieses Amt inne. Die Arbeitsentlastung auf dem Hof ermöglichte ihm erst dieses Ehrenamt. Diese Überlegungen hat die Familie gemeinsam abgewogen und dann eine Entscheidung getroffen. Aber nicht nur bei Familie Tannen wurde die Sauenhaltung aufgegeben. In Niedersachsen hat sich die Zahl der Sauenhalter von 3.400 im Jahr 2010 auf 1.800 zum November 2018 fast halbiert. Auch die Zahl der gehaltenen Sauen nimmt ab: 565.000 Sauen waren es noch 2010, ihre Zahl reduzierte sich bis 2018 auf 471.000. Viele aufgebende Halter nennen die politischen Unsicherheiten als Grund für ihre Entscheidung, und diese Verunsicherung hält leider an. (LPD 16/2019)