Niedersachsens Bauern machen weiter – so wie Bullenmäster Martin Lüking
L P D – In dem 150-Einwohner-Dorf, in dem Martin Lüking mit seiner Familie lebt, werden noch acht weitere Bauernhöfe bewirtschaftet. „Fast alle mit Vieh“, weist Lüking auf eine zusätzliche Besonderheit hin und begründet dies mit den schlechten Böden östlich von Nienburg. Auf Moor und Sandwiesen sei der Ackerbau schwierig, deshalb hätten sich die Landwirte auf die Tierhaltung konzentriert – genau wie Lüking. Auf seinem Hof, den er zusammen mit seinem Sohn Dirk, Vater Horst und einem Mitarbeiter bewirtschaftet, leben rund 480 Mastbullen und 400 Mastschweine. „Als vor zehn Jahren klar war, dass unser Sohn in den Betrieb einsteigt, haben wir einen Stall für 200 Bullen gebaut“, erläutert er.
Beim Bau der Ställe war es dem Landwirt ein Anliegen, dass sich die Rinder darin wohlfühlen. Er hat sich deshalb für einen Tretmiststall entschieden, in dem die Tiere auf Stroh stehen. Auf seinen Ackerflächen baut er neben Mais daher auch Roggen und Gerste an. Neben dem Kornertrag ist dabei der Strohertrag extrem wichtig. „Wir brauchen jeden Tag vier große Rundballen Stroh“, verdeutlicht er seine Prioritäten. Bauer Lüking liefert den anfallenden Mist an eine Biogasanlage, wo er zu Strom und Wärme „veredelt“ wird.
Während Vater Horst sich als Landvolkkreisvorsitzender und Kreislandwirt vor Ort stark ehrenamtlich engagiert hat, führte der Weg von Martin Lüking direkt in den Rindfleischausschuss des Landesbauernverbandes. Er übernahm den Vorsitz von seinem Vorgänger Albert Schulte to Brinke, dem heutigen Präsidenten. „Ich habe keine typische Landvolk-Karriere hingelegt“, schmunzelt der Quereinsteiger. Ihm ist es aber wichtig, sein Wissen als Praktiker dort vorzutragen, wo er gehört wird. Der erfahrene Tierhalter hat sich auch bei der jahrelangen Entwicklung des Tierschutzplanes Niedersachsen aktiv eingebracht. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, erinnert er sich. Allein zu 24 Sitzungen ist er nach Oldenburg gefahren, um an den Leitlinien für Mastrinder mitzuarbeiten. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden: „Wir haben für die Tiere und die Landwirtschaft viel erreicht.“
Die aktuellen ehrenamtlichen Tätigkeiten ruhen durch die Corona-Krise oder werden telefonisch abgearbeitet. Auf dem Hof läuft der Alltag jedoch wie gewohnt weiter und Lüking versucht, sich damit von seinen Sorgen abzulenken. „Landwirtschaft ist systemrelevant und trotzdem wird unser gutes Rindfleisch verramscht“, zeigt er sich enttäuscht. Es könne doch nicht sein, dass Steaks aus den USA für den doppelten Preis verkauft werden, während seine Bullen lediglich für Hackfleisch gut genug sein sollen. Er wünscht sich daher mehr Unterstützung für deutsches Rindfleisch. „Wir müssen jetzt zusammenhalten!“, appelliert Lüking an Verbraucher und Vermarkter. Denn Niedersachsens Bauern machen weiter! (LPD 37/2020)