Landvolk fordert ein Umsteuern in der Preis- und Vertragspolitik
L P D – Auch in dieser Woche gehen die Proteste der Bäuerinnen und Bauern gegen den ruinösen Druck der Discounter weiter. Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat zusammen mit allen Landesverbänden einen Katalog an die vier großen Einzelhandelskonzerne Aldi, Lidl, Rewe und Edeka geschickt, in dem ein deutliches Umsteuern in der Preis- und Vertragspolitik gefordert wird. „Der sich stetig verschärfende Preiskampf im Lebensmittel-Einzelhandel wirkt sich längst auch auf die Milchbauern aus und passt nicht zu den ständig steigenden Auflagen, die uns die Politik aufbürdet. Das kann und darf so nicht weitergehen“, erklärt dazu Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke.
Erlöse aus der Milcherzeugung stagnieren schon seit mehreren Jahren auf einem niedrigen Niveau. Zwar hat sich der Milchmarkt in der Corona-Krise nach Einbrüchen im 2. Quartal wieder stabilisiert, aber die Erzeugerpreise sind für die meisten Höfe weiterhin nicht kostendeckend. Während der durchschnittliche jährliche Auszahlungspreis für die niedersächsischen Landwirte in den letzten drei aufeinanderfolgenden Jahren um mehr als vier Cent je Kilogramm zurückgegangen ist, sind die Kosten in der Milchviehhaltung fast um den gleichen Betrag gestiegen.
Gleichzeitig findet im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ein sich stetig verschärfender Kampf um Marktanteile statt. Vielfach begründet der Handel die Rabattschlachten damit, dass er damit zur Entlastung in einem unter Druck stehenden Markt sorgt. „Dass der LEH aber gerade vor Weihnachten, dem absatzstärksten Zeitraum des Jahres, immer wieder Rabattaktionen mit Lebensmitteln durchführt, stößt in der Landwirtschaft auf absolutes Unverständnis“, betont Schulte to Brinke. Gerade in einem Krisenjahr, in dem der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel von durchweg überdurchschnittlichen Umsätzen profitiert und die Milchbranche den Handel trotz sprunghaft gestiegener Nachfrage zuverlässig und ausreichend mit überdurchschnittlicher Qualität versorgt habe, fühlten sich viele Tierhalter nicht wertgeschätzt.
Hinzu kommt, dass der deutsche Lebensmitteleinzelhandel die Leistungen der deutschen Milcherzeuger, die in der Produktion höhere Standards über Weltmarktniveau erfüllen, nicht anerkennt. „Milch ist nicht gleich Milch“, sagt der Landvolkpräsident. Vielfach werden Preissenkungen damit begründet, dass man geringere Beschaffungskosten, die aus sinkenden Weltmarktpreisen resultieren, an den Verbraucher weitergeben möchte. (LPD 99/100)