Corona-Krise stellt ländliche Bildungshäuser vor große finanzielle Schwierigkeiten
L P D – Nicht nur Schülerinnen und Schüler wurden aufgrund der Corona-Krise vorzeitig in die Osterferien geschickt, auch die Erwachsenenbildung in allen freien und ländlichen Heimvolkshochschulen ist durch das Geschehen nahezu vollständig zum Erliegen gekommen – mit dramatischen Folgen für die Bildungshäuser. „Als gemeinnützige Vereine ohne Rücklagen sind die Bildungshäuser konkret von Insolvenz bedroht“, warnt Jörn Ehlers, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Landvolk Niedersachsen. Das Landvolk ist gemeinsam mit etlichen Kreisverbänden Hauptträger einiger ländlicher Heimvolkshochschulen. In einem Schreiben an die niedersächsischen Landtagsabgeordneten bittet der Landesbauernverband um zusätzliche finanzielle Mittel für die insgesamt 23 freien und ländlichen Heimvolkshochschulen in Niedersachsen, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.
Aufgrund der allgemeinen Schließungsverfügung entfallen aktuell bei den Heimvolkshochschulen alle geplanten Seminare und Gastveranstaltungen. „Die Zeit nach Corona wird für die Häuser schwer werden. Anmeldungen werden danach nur zögerlich erfolgen, sodass den Bildungseinrichtungen nicht nur Teilnehmerentgelte, sondern auch die überlebenswichtige Landesförderung aufgrund des Erwachsenenbildungsgesetzes entgehen“, zeigt Jörn Ehlers die Problematik auf. Die Bildungsstätten müssten nach aktueller Rechtslage die gesamte Landesförderung zurückzahlen, weil die jährliche Mindestzahl an Veranstaltungen im laufenden Jahr nicht erreicht werden kann. „Das Land muss hier zeitnah Lösungen finden, damit die Häuser dadurch nicht belastet werden“, sagt Ehlers. Allein das Auszahlen des Kurzarbeitergeldes am Ende des Monats sei für die Heimvolkshochschulen existenzbedrohend. Ehlers hofft, dass die Bundesagentur für Arbeit schnell das verauslagte Geld zurückzahlt, aber aufgrund der Fülle an Kurzarbeitergeld-Anträgen sei damit realistisch nicht zu rechnen. Das Landvolk Niedersachsen unterstützt die Forderungen der freien und ländlichen Heimvolkshochschulen nach zusätzlichen Finanzmitteln und zwar als direkte Soforthilfe für das kommende halbe Jahr in Form eines monatlichen Verlustausgleichs in Höhe von 100.000 Euro für jede Heimvolkshochschule. Das Landvolk fordert Klarheit bei den aktuellen Regelungen und ein Gesamtkonzept zur Zukunftssicherung der Bildungshäuser. Eine Verdopplung der Zahlung des Landes nach dem Erwachsenenbildungsgesetz für die nächsten Jahre ist laut Ehlers zwingend nötig, damit alle Heimvolkshochschulen ihre wichtige Arbeit fortführen können. Das Landvolk gehört zu den Trägern der Bildungshäuser Zeppelin & Steinberg in Goslar, Ostheide in Barendorf, Mariaspring in Bovenden und auch der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. (LEB), die von der Problematik in ähnlicher Weise betroffen ist. (LPD 25/2020)