Umfrage: Mehrheit für Bestandsregulierung des Wolfes

Olaf Lies und Jörn Ehlers
Olaf Lies (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz) und Jörn Ehlers (Landvolk Niedersachsen) mit der Umfrage Wolf Foto: Landvolk Niedersachsen
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Expertenrunde sieht Gefahr für Weidetierhaltung, Tourismus und Artenvielfalt

L P D – Die ständig wachsende Wolfspopulation in Niedersachsen erfordert neben Herdenschutzmaßnahmen für Weidetiere auch eine Regulierung des Bestands. Darüber waren sich die Mitglieder des Aktionsbündnisses Aktives Wolfsmanagement bei einem Treffen mit Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies in dieser Woche einig. Stellvertretend für das Bündnis hat Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers dem Minister die finalen Ergebnisse der vom Landesbauernverband und weiteren Partnern in Auftrag gegebenen Umfrage zum Wolf überreicht. „Die Zahlen untermauern unser Anliegen: Wolf in Niedersachsen ja, aber nicht in Wohnortnähe und begrenzt auf eine festzulegende Anzahl. Wir brauchen im Hinblick auf die hohen Reproduktionszahlen ein vernünftiges und rechtssicheres Wolfsmanagement“, erklärte Jörn Ehlers im Anschluss an die Veranstaltung im Landvolkhaus in Hannover.

Laut der vorgelegten Studie befürworten die Menschen in Niedersachsen die Rückkehr der Wölfe (67 Prozent), aber eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent der Befragten sieht auch die Probleme für die Weidetierhaltung und die Menschen. 65 Prozent stimmen dem Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen zu, wenn es etwa um Wölfe geht, die wiederholt Nutztiere reißen oder wenn es sich um Räuber handelt, die sich Siedlungen oder Menschen nähern (50 Prozent Zustimmung). „Interessant ist dabei, dass die jüngere und städtische Bevölkerung mit mehr als 70 Prozent die Rückkehr des Wolfes positiver sieht als die ältere und ländliche Generation“, sagte Ehlers. Sind die Befürworter zudem Mitglied in Umweltorganisationen, steigt der Wert auf 82 Prozent. „Die Existenz des Raubtieres wird als Zeichen für eine intakte Natur und Artenvielfalt gesehen, gleichzeitig scheinen Weidetierrisse, die Verdrahtung der Kulturlandschaft durch immer höhere Schutzzäune und die Ängste im ländlichen Raum aus dem Blick zu geraten“, ergänzte Hans-Heinrich Ehlen, Präsident des Zentralverbands der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen (ZJEN).

„Die Umfrage ist in vielen Punkten interessant“, sagte Umweltminister Olaf Lies. „Sie zeigt einerseits eine deutliche Akzeptanz des Wolfes, andererseits auch die Erwartung in der Bevölkerung, eine maximale Zahl von Wölfen in Niedersachsen zu definieren. Die Akzeptanz müssen wir absichern – und wollen sie gemeinsam noch weiter steigern. Daher werden wir bei der Zahl der Wölfe in Niedersachsen zwei Schwellen definieren müssen. Darum haben wir haben ein Gutachten in Auftrag gegeben zu der Frage: Wie viele Wölfe brauchen wir eigentlich, um die Population nicht wieder zu gefährden? Die Ergebnisse sollen nach der Sommerpause vorliegen. Aber eine zweite höhere Schwelle wird die darüber hinaus gehende Akzeptanzgrenze sein. Mit zunehmender Population nehmen Risse und Nahbegegnungen immer weiter zu. Das wird in einer Kulturlandschaft wie unserer nicht unbegrenzt möglich sein und auch nicht unbegrenzt akzeptiert werden. Mit Erreichen dieser Akzeptanzgrenze müssen wir als Staat dann auch in der Lage sein, die Population zu regulieren“, sagte Lies.

Dass trotzdem rund die Hälfte der Befragten meint, dass die durch den Wolf ausgehenden Risiken in der Berichterstattung als übertrieben dargestellt werde, liege an der romantisierenden und verklärten Sicht auf den Meister Isegrim, hob Gina Strampe vom Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement hervor, die auf ihren Weiden schon öfter erleben musste, was der Wolf anrichten kann. Stampe vertritt als Geschäftsführerin auch die Belange der Betroffenen im Verein „Interessengemeinschaft der Weidetierhalter Deutschland“ (WNON).

„Es ist wichtig, die Bevölkerung dahingehend zu sensibilisieren, dass eine hohe Anzahl an Wölfen eine Gefahr für den Tourismus, gerade im Pferdeland Niedersachsen, mit sich bringt“, sagte Alexandra Duesmann, Geschäftsführerin der Pferdeland Niedersachen GmbH. Hier müsse noch Aufklärungsarbeit geleistet werden. Laut Umfrage sehen nur 19 Prozent den Tourismus gefährdet. An den Wert der Tiere erinnerte Bernhard Feßler, Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Jeder Riss eines Tieres sei schlimm, aber bei Pferden könne es schnell um große Summen gehen. Was ebenfalls oft vergessen wird: Weidetiere und Schafe tragen auch zur Artenvielfalt bei. Die Auswirkungen darauf wurden in der Umfrage mit 20 Prozent aber als gering eingeschätzt.

Eine breite Zustimmung von 91 Prozent finden Vorschläge zur Unterstützung von Nutztierhaltern mittels finanzieller Zuschüsse bei Schutzmaßnahmen wie z.B. Zäunen gut, 85 Prozent sind für Entschädigungen bei durch Wölfen verursachten Schäden. Sobald es Berührungspunkte mit dem Wolf gibt, sehen die Menschen (65 Prozent) die Probleme deutlicher, die der Wolf mit sich bringt. Auch hier zeigt sich, dass die ältere Generation (Ü60) die Gefahr für Menschen und Nutztiere höher einschätzt als die jüngere Generation.

„Daher ist die Regulierung des Wolfsbestands, die von 70 Prozent der Befragten unterstützt wird, eine Möglichkeit, um die Ko-Existenz von Wolf und Mensch zu ermöglichen“, bekräftigte auch Willi Willoh von der Arbeitsgemeinschaft der Niedersächsischen Tierproduzenten (ANT). In der urbanen Bevölkerung votieren 68 Prozent für die Bestandsregulierung; die ländliche Bevölkerung stimmt mit 72 Prozent zu. Auch Mitglieder in Umweltverbänden (63 Prozent) halten eine Festlegung der maximalen Anzahl an Wölfen für richtig. Der Abschuss von Wölfen, die wiederholt geschützte Weidetiere reißen, wird von 65 Prozent der Befragten befürwortet. Ebenfalls 65 Prozent meinen, dass Wölfe nur in bestimmten Landschaftsregionen leben sollten, um Probleme mit Menschen und Nutztieren zu vermeiden.

Das Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement bewertet die Erkenntnisse aus der Umfrage als hilfreich auch für die Formulierung von Forderungen an die Politik. In zwei Jahren soll die Befragung wiederholt werden.

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