Bezahlter Ausstieg aus der Schweinehaltung?

Schweinestall
Schweinehalter sind bereit in mehr Tierwohl zu investieren Foto: Landvolk Niedersachsen
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In einer Befragung der Uni Kiel zeigen sich Landwirte aufgeschlossen

L P D – Ferkelerzeuger und Schweinemäster stehen im Mittelpunkt der Diskussion um Tier- und Umweltschutz. Besonders die Sauenhalter sehen durch die verschärften Tierschutzauflagen derzeit wenig Perspektiven für ihre Zukunft, schreibt der Landvolk-Pressedienst. Aber würden sie auch komplett aus der Schweinehaltung aussteigen, wenn Ausstiegsprogramme dies fördern würden? Dass Landwirte großes Interesse an dieser Möglichkeit hätten, zeigen Prof. Uwe Latacz-Lohmann, Daniel Schröer und Insa Thiermann vom Institut für Agrarökonomie der Uni Kiel in einer aktuellen Umfrage mit 455 Landwirten.

Im Ergebnis waren 60 Prozent der Schweinehalter bereit gegen eine Kompensationszahlung aus der Tierhaltung auszusteigen. In den hypothetischen Förderprogrammen war vor allem die Höhe der angebotenen Zahlung wichtig. Abrissverpflichtungen, Bauverbote und eine Beschränkung auf den Bau von Tierwohlställen wurden von den meisten Teilnehmern kritisch betrachtet. Nur rund 10 Prozent legen keinen Wert auf die Möglichkeit, wieder in Schweinehaltung reinvestieren zu können – sie planen möglicherweise einen Ausstieg.  

Doch sollte es solche Programme tatsächlich geben und die Produktion in Deutschland abnehmen, bereitet eine mögliche Verlagerung der Produktion ins Ausland vielen Landwirten Bauchschmerzen. „In Deutschland könnten die Umweltprobleme so zwar bekämpft werden, aber solange die Nachfrage nach Fleisch weiterhin hoch bleibt, treten diese woanders auf“, erläutern die Autoren. Eine Verbesserung des Tierwohls sei dann nicht mehr möglich.

Heimische Landwirte konkurrieren auf internationalen Märkten mit intensivem Preiswettbewerb. Um dort bestehen zu können, schienen betriebliches Wachstum und Kostensenkung jahrelang das Mittel der Wahl. Das Resultat ist ein ausgeprägter Strukturwandel und die Konzentration der Tierhaltung in Nordwest-Deutschland. Im Ergebnis gaben von 2014 bis 2019 27 Prozent der Ferkelerzeuger und 20 Prozent der Schweinemäster in Deutschland auf, und auf den verbleibenden Höfen werden immer mehr Tiere gehalten. Durch diese Entwicklung stößt die Schweinehaltung auf immer größere gesellschaftliche Kritik. Daraus wiederum folgen steigende gesetzliche Anforderungen an die Landwirte: Die neue Düngeverordnung, das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration und der Ausstieg aus dem Kastenstand. Förderprogramme könnten die Problematik in den Hochburgen der Schweinehaltung entschärfen und laut der Studie dazu beitragen, eine Neuausrichtung der Tierhaltung zu ermöglichen, ohne dass sie den wirtschaftlichen Ruin für viele Tierhalter darstellt, die die neuen Anforderungen nicht erfüllen können. (LPD 6/2021)

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