Ernte 2024: Genügend Wasser, aber zu wenig Sonne

Getreide
Die letzte Wintergerste ist gedroschen, und sofort geht es mit Sommergerste, Hafer und Winterweizen weiter. Auch der Raps ist seit zwei Wochen reif und muss vom Acker, aber aktuell ist aufgrund der ständigen Regenschauer kein Ernten möglich Foto: Landvolk
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Gleichzeitige Reife der Winter- und Sommerkulturen bringt Landwirte ans Limit

L P D – Auf Hochtouren haben Niedersachsens Landwirte jetzt die Erntemaschinen laufen lassen. Endlich konnten sie nicht nur die letzten Wintergerstenbestände abernten, sondern gleichzeitig auch das Dreschen von Winterroggen und Raps voranbringen, die ebenfalls erntereif sind. „Das hatten wir in Südniedersachsen auch noch nicht gehabt: Die letzte Wintergerste ist gedroschen, und sofort geht es mit Sommergerste, Hafer und Winterweizen weiter. Auch der Raps ist seit zwei Wochen reif und muss vom Acker, aber aktuell ist aufgrund der ständigen Regenschauer kein Ernten möglich. Insgesamt ist bei uns die Hälfte der Kulturen vom Feld“, berichtet Landwirt Markus Gerhardy aus Gieboldehausen bei Göttingen gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Für Südniedersachsen rechnet Gerhardy quer über alle Kulturen mit keinem guten Jahr. „Es wird eher unterdurchschnittlich werden“, vermutet der Landwirt, der auch Vorsitzender des Fachbeirats der Niedersächsischen Ackerbau- und Grünlandstrategie ist. Sorgen bereitet ihm der Weizen: „Es wird sich zeigen, ob der Proteingehalt ein Vermarktungspotenzial haben wird – oder ob sich die Tendenz der vergangenen Jahre mit immer geringeren Proteingehalten fortsetzen wird. Große Ernteanteile hatten hier keine Backqualität und landeten im Futtertrog.“ Gerhardy ist davon überzeugt, dass Landwirte sich noch intensiver auf die Klima-Herausforderungen einstellen müssen. „Dieses Jahr hatten wir genügend Wasser, aber deutlich zu wenige Sonnenstunden. Trotz des Regens sind die Erträge aufgrund mangelnder Versorgung mit Nährstoffen nur unterdurchschnittlich. Der Krankheitsdruck nimmt aufgrund der Niederschläge zu, und durch die immer kleiner werdende Wirkstoffpalette wird uns mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein weiterer wichtiger Faktor zum Erhalt der Pflanzengesundheit erschwert“, verweist der Landwirt auf den wichtigen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz für stabile Ernteerträge.

Aktuell ist auf Niedersachsens Feldern die Wintergerste, die auf gut 144.000 Hektar (ha) ausgesät wurde, zu über 90 Prozent geerntet. Es zeigt sich ein Ertrag von circa 73 dt/ha. 2023 waren es 83 dt/ha. Winterraps wurde nur auf gut 90.000 ha angebaut und ist zu 40 Prozent von den Feldern. Hier streuen die Erträge extrem, werden jedoch voraussichtlich das Vorjahresergebnis deutlich unterschreiten. Ersten Schätzungen zufolge liegt der durchschnittliche Ertrag bei knapp unter 35 dt/ha. Das wären drei dt/ha weniger als letztes Jahr. Der Winterroggen ist zu 44 Prozent geerntet und liegt aktuell mit gut 63 dt/ha fast sieben dt/ha unter dem Vorjahr. Da mehr als die Hälfte dieser Kulturen noch auf dem Acker stehen, ist davon auszugehen, dass die finalen Ergebnisse noch korrigiert werden müssen. Beim Winterweizen, der trotz einer um gut 100.000 ha gesunkenen Anbaufläche in diesem Jahr in Niedersachsen auf 261.000 ha steht, wurden erst 17 Prozent geerntet. Sommergerste ist erst zu neun Prozent gedroschen worden. (LPD 57/2024)

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

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