EU-Green Deal: Landwirtschaft fordert Nachjustierung

Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolk sieht Lebensmittelversorgung zu wenig berücksichtigt

L P D – „Mit den Vorschlägen der EU-Kommission unter dem Schlagwort „Green Deal“ mit dem Ziel, bis 2050 in Europa eine Klimaneutralität zu erreichen, noch mehr Flächen für den Naturschutz zu reservieren und weitgehend ohne die bisher zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmaßnahmen auszukommen, wird die Sicherstellung der Lebensmittelerzeugung und Zukunft unserer Familienbetriebe in Europa zur Nagelprobe. Die vorgesehene „Farm to Fork“-Strategie ist derzeit zu nebulös, uns diese Sorge zu nehmen. Die Versorgung der Europäer mit bezahlbaren und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln soll dabei gesichert und die Position der Landwirte gegenüber dem Handel gestärkt werden. Die Kommission bleibt aber bisher eine Antwort schuldig, wie dieses Ziel mit den viel konkreteren Vorgaben zu noch strengeren Umweltauflagen erreicht werden soll“, kritisiert Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke und fordert, dass zum Green Deal auch ein überzeugendes Konzept gegen Umweltdumping im außereuropäischen Ausland vorgelegt werden muss.

Durch heute schon bestehende strenge Umwelt- und Qualitätsstandards liefern europäische Landwirte hochwertige Lebensmittel und wollen in der produktbezogene Treibhausgaseffizienz zur Weltspitze gehören. Für die Umsetzung des Green Deal müssen gleichzeitig Windkraft- und Solaranlagen in bisher nicht vorstellbarem Maß ausgebaut werden. Die Kommission fordert zur Erhaltung der Artenvielfalt zusätzliche Flächen für Schutzgebiete. „Damit verlieren wir weitere Flächen, die bisher die Existenzgrundlage für unsere Bäuerinnen und Bauern sind“, führt Schulte to Brinke aus. Aus Sicht des Landvolks muss mit der begrenzten Ressource Boden verantwortungsvoll umgegangen werden. Dies gilt auch für Flächen zum Schutz der Biodiversität. Hier muss Qualität vor Quantität gestellt werden und nicht einfach weitere Flächen unter Schutz genommen werden. „Es muss vorher geprüft werden, welche Fläche mit Umweltauflagen gebunden wird. Das heute schon existierende Natura 2000-Netz sollte deshalb über freiwillige Maßnahmen gemeinsam mit den Landwirten ökologisch aufgewertet und entwickelt werden“, fordert Schulte to Brinke. Auch sieht das Landvolk weitere Konfliktbereiche beim Thema Umweltschutz, wie z.B. zwischen dem Umbau von Ställen zur Schaffung von Auslaufhaltungen und den Vorgaben zur Luftreinhaltung. „Die Anhebung der Umweltschutzziele wird diese Zielkonflikte nur weiter verschärfen und noch mehr Landwirte zum Ausstieg bewegen“, kommentiert der Landvolkpräsident. „Im Pflanzenschutz stehen wir jetzt schon vor der Situation, dass wir kaum noch genug Optionen haben, um auf Schädlingsbefall und Krankheitsdruck angemessen reagieren zu können und unsere Ernten zu sichern. Auch hier fehlt ein schlüssiges Konzept der EU-Kommission“, erklärt Schulte to Brinke und ruft seine Berufskollegen in Niedersachsen auf, sich mit ihren Bedenken über die noch bis zum 16. März bestehende Internetplattform auch direkt an die EU-Kommission zu wenden. (LPD 20/2020)