Herdenschutzhunde stellen sich Wölfen mutig entgegen

Schafe und Herdenschutzhund
Herdenschutzhunde stellen sich Wölfen mutig entgegen Foto: Nicole Benning

Aufwand zum Schutz des Wolfes durch Schafhalter hoch – Viele geben auf

L P D – Im Frühjahr, wenn die Lämmer draußen geboren werden, ist die Versuchung für die Wölfe besonders groß, dort zu jagen. Dann kann oft nur noch ein Herdenschutzhund helfen. „Wenn der Hund eine Bedrohung für seine Schafherde sieht, dann stellt er sich ihr mutig entgegen“, sagt Nicole Benning aus Scheeßel. Sie schützt ihre insgesamt 2.500 Schafe mit 24 bis 30 Hirtenhunden der Rasse Kangal. Und das mit Erfolg: „Seit 2012 hatten wir trotz hoher Wolfsdichte keinen Riss mehr“, freut sich die Züchterin.

Allerdings unterscheiden Herdenschutzhunde nicht zwischen Wölfen und Hunden, die spazieren gehen. Das ist eine zusätzliche Herausforderung für alle Halter dieser Hunde in touristisch stark frequentierten Gebieten. Denn sollte der Zaun durch Windbruch oder Wildschaden beschädigt sein, können Herdenschutzhunde und Haushunde aufeinandertreffen. In den mehr als zehn Jahren, in denen Familie Benning Hunde einsetzt, kam es trotzdem nur ein einziges Mal zu einer Auseinandersetzung mit einem anderen Hund, bei der dessen Halter unverletzt blieb. „Eine sehr menschenbezogene Aufzucht und die Beachtung der Warnschilder ist eine wichtige Voraussetzung, um Konflikten mit Menschen vorzubeugen“, betont Benning. Sie fordert eine grundsätzliche Rechtssicherheit, für den Fall, dass ein Herdenschutzhund bei Ausübung seiner Pflicht einen anderen Hund angreift.

„Wir wollen Biodiversität, Flächenverbesserung, schöne Bilder von Heidschnucken in der Landschaft und das alles mit hundertprozentiger Sicherheit“, fasst Benning die unmögliche Aufgabe der Schäfer zusammen. Ohnehin bedeute die Schafhaltung bei steigenden Wolfszahlen einen immer höheren Aufwand und steigende Kosten. „Die Probleme durch den Wolf führen die Schafhalter bis an ihre Belastungsgrenze“, bestätigt Mathias Brockob, Berater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Neben den Kosten von 1.500 bis 2.000 Euro pro Jahr für einen Herdenschutzhund wendeten die Schafhalter 10 bis 20 Prozent der täglichen Arbeit für den Schutz des Wolfes auf – ohne Bezahlung.

Die Anzahl der Schafhalter ist daher seit Jahren rückläufig. Aktuell halten noch 11.631 Betriebe circa 230.000 Schafe in Niedersachsen. Neben der Gefahr durch den Wolf stehen den guten Lammfleischpreisen in diesem Jahr hohe Futterkosten entgegen. „Aufgrund der Trockenheit und der Nachtfröste sind viele Schafe noch im Stall und müssen zugefüttert werden“, erläutert Brockob. Dieses Problem hat Schäferin Benning nicht. Sie lässt ihre Schafe ab Herbst die Weiden der Milchviehhalter in der Region abweiden, damit das Gras im Frühling wieder frisch sprießen kann. „Das ist für die Schafe das beste Futter des Jahres und eine Win-win-Situation für alle Beteiligten“, verdeutlicht sie. Die Lämmer, die im Februar geboren wurden und dort weiden, unterschieden sich deutlich von den später geborenen, die auf den schlechteren Böden der Naturschutzgebiete grasen. (LPD 25/2022)

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