Wolf: Die Vorschläge müssen schnell konkret werden

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50 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und zwei residente Einzelwölfe sind offiziell in Niedersachsen mit Stand Januar erfasst Foto: Pixabay

Dialogforum Wolf hält Niedersachsens Weidetierhalter weiter hin

L P D – Erhaltungszustand und Nutztierschäden, Beschleunigung von Wolfsentnahmen sowie Herdenschutz und Weidetierhaltung: „Diese drei Punkte sind alles Themen, die wir schon x Male gehört, durchgesprochen und dazu Lösungsvorschläge gemacht haben. All diese Vorschläge werden nun erneut diskutiert und politisch vorangebracht, was wieder Monate dauert. Unseren Weidetierhaltern läuft die Zeit davon, ohne dass die auch von unserem Ministerpräsidenten angekündigten Verbesserungen des Wolfsmanagement, sich in der Praxis wiederfinden. Für unsere Weidetierhalter ist das mehr als unbefriedigend, und auch der Bürger verliert den Glauben an die Handlungsfähigkeit von Verwaltung und Politik. Das ist unserer Meinung nach eine sehr gefährliche Entwicklung“, fassen Gina Strampe und Jörn Ehlers vom Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement nach der dritten Sitzung des „Dialogforums Weidetierhalter und Wolf“ gegenüber dem Landvolk-Pressedienst zusammen. 

„Wir haben zu viele Wölfe, da müssen in konkreten Fällen auch mal ganze Rudel entnommen werden dürfen“, fordert Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. 50 Wolfsrudel, vier Wolfspaare und zwei residente Einzelwölfe sind offiziell in Niedersachsen mit Stand Januar erfasst. Damit sieht die Landesregierung den günstigen Erhaltungszustand für Niedersachsen als gegeben an. Das im Dezember auf der Umweltministerkonferenz beschlossene Schnellabschussverfahren erlaubt den Abschuss für 21 Tage im Abstand von 1000 Metern um die konkrete Weide ohne Abwarten der DNA-Probe. Nun will die Landesregierung zusätzlich ein automatisiertes Verfahren auf den Weg bringen, in der in einer Verordnung einheitlich festgeschrieben wird, wie die Kriterien für die Ausweisung der Gebiete mit erhöhtem Rissaufkommen auszusehen haben. Diese „Gebiete mit erhöhtem Rissaufkommen“ – sogenannte graue Gebiete – sind gegeben, wenn vier Nutztierrisse mit Überwinden des Grundschutzes in neun Monaten oder drei Risse mit Überwinden des Herdenschutzes in sechs Monaten stattgefunden haben.

„Positiv ist, dass für den Schnellabschuss zukünftig kein genetischer Nachweis nötig ist“, bewertet Jörn Ehlers die Einzelfall-Entnahmen. Unklar sei aber, wer die Zuständigkeit bei der Entnahme haben wird – der örtliche Jäger oder ein Beauftragter. „Ein weiterer Kritikpunkt ist der Radius von nur 1000 Metern, in dem die Entnahmen vollzogen werden müssen. Das sind alles Fragen, die in den nächsten Wochen präzisiert werden müssen“, sieht Ehlers viel Klärungsbedarf, der Zeit koste. Ob die von Umweltminister Meyer angedachten Testabschüsse von Wölfen, zum Beispiel in der Deichregion, vor Gerichten Bestand haben werden, steht für Gina Strampe auf einem ganz anderen Blatt: „Das wird sich erst noch zeigen.“

„Auch beim Thema Herdenschutz sind wir weiter skeptisch: Unsere Forderung ist nach wie vor, dass es neben den Materialkosten eine Förderung der laufenden Kosten, wie zum Beispiel die Fütterung der Herdenschutzhunde oder Instandhaltung von Zäunen, geben muss – so wie es in anderen Bundesländern der Fall ist. Bislang bleibt in Niedersachsen der Weidetierhalter darauf sitzen. Der Vorschlag, pro Tier eine Pauschale zu zahlen, ist bislang sehr vage und muss weiter diskutiert werden, damit es für unsere Tierhalter im Nachhinein praktikabel ist“, verweist Ehlers auf begrenzte Fördersumme und geplante Unter- bzw. Obergrenze von zehn bis 200 Tieren. Solange die Ausbreitung des Wolfes weiter akzeptiert werde, müsse auch die Förderung des Herdenschutzes ansteigen, meint Ehlers. Als großes Problem sowohl für den Abschuss als auch für die Pauschalprämie sieht das Aktionsbündnis, dass der Herdenschutz nicht beeinträchtigt sein darf: „Wenn der Wolf die Tiere auf der Weide jagt, rennen diese panisch in die Zäune und zerstören sie. Es zeigt sich, dass viele Überlegungen in der Politik nicht zu Ende gedacht sind und nur wenig mit der Praxis zu tun haben“, kritisieren Ehlers und Strampe, dass die Politik die Praktiker vor Ort kaum mit in die Überlegungen miteinbezogen habe. „Wir brauchen aber schnelle, praktikable Lösungen, denn die Tiere kommen bald wieder auf die Weide.“ (LPD 13/2024)

Silke Breustedt-Muschalla

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