Erntekrone begrüßt Besucher der Bischofskanzlei

Erntekrone begrüßt Besucher der Bischofskanzlei - Foto: Landvolk
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Hannover –  Es ist ihr Erstlingswerk, das jetzt im Eingangsbereich der Bischofskanzlei in der Haarstraße die Gäste begrüßt: Die Erntekrone der Landjugendgruppe aus Radegast im Landkreis Lüneburg. Jasmin Müller, Sarah Bockelmann, Alena Kastens und Merle Rick haben sich einige Tipps von den Landfrauen geholt. Aus Hafer, Weizen, Gerste und Triticale fertigten sie das Symbol zum Erntedank und überreichten die stattliche Krone gemeinsam mit Vanessa Armbrecht und Till Reichenbach von der Niedersächsische Landjugend, Heike Schnepel vom Niedersächsischen Landfrauenverband Hannover und Ulrich Löhr, Vize-Präsident des Landvolks Niedersachsen, an Landesbischof Ralf Meister. Das diesjährige Erntejahr war für die Bäuerinnen und Bauern in Folge der Trockenheit nicht einfach, stellten die jungen Frauen heraus. Selbst die Suche nach schönen Getreidehalmen für die Krone gestaltete sich in diesem Jahr schwierig. Mit Sichel, Schere oder Sense haben sie traditionell von Hand das Getreide geschnitten und zunächst Sträuße gefertigt. Die wurden zum Trocknen aufgehängt, damit die Ähren nicht knicken, und schließlich zur Krone gebunden – verziert mit blauen und gelben Schleifen. „Die Farben erinnern an Wasser oder Himmel sowie die Sonne. Vom Wasser hatten wir zu wenig, von der Sonne zu viel, erklärte Alena Kastens. Sie erklärte auch die Tradition der Erntekrone: Erntesträußen von den letzten Ähren erhielten einst die Schnitter. Die wiederum dankten dem Gutsherrn, dass sie für ihn arbeiten und die Ernte einfahren durften. Erst später wurde daraus die Erntekrone, die beim Erntefest durch das Dorf getragen und unter der am späten Abend getanzt wurde.

Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr erinnerte daran, dass die Trockenheit für die Bürger kaum spürbare Folgen haben wird. Moderne Technik und hohe Standrads verhindern Missernten wie 1540, als bei einem vergleichbaren Extremsommer eine Million Mitteleuropäer verhungerten. Heute wird allenfalls das Brötchen einen Cent teurer, wobei höhere Energiekosten und Arbeitslöhne sich hier mehr auswirken als Rohstoffpreise. Die Pommes fallen vielleicht um einen Zentimeter kürzer aus. Löhr wünscht sich zu Erntedank eine höhere Wertschätzung der Menschen für die Leistungen der Landwirtschaft.

Landesbischof Ralf Meister dankte allen für die prächtige Erntekrone und würdigte ihren Symbolwert. „Darüber werden wir mit unseren Besuchern ins Gespräch kommen und über die schwierige Erntesituation des Jahres sprechen. Wir sind solidarisch mit den Landwirten“, sagte Meister. Dagegen vermisst er die Bereitschaft zum Verzicht. Er habe in den Meldungen zu den Auswirkungen des Supersommers nur einmal gelesen, dass Wasser knapp werden könnte. Danach tauchte diese Nachricht in den Medien nicht mehr auf, sagte der Bischof nachdenklich. 
sbm