Bauerntag 2013

Bauerntag 2013 - Foto: Sabine Rübensaat
Foto: Sabine Rübensaat

Deutscher Bauerntag Die
Einigung über die GAP-Reform und der Bundestagswahlkampf prägten weite
Teile der DBV-Mitgliederversammlung, bei der es immer wieder auch um
gesellschaftliche Akzeptanz und um Wege zu mehr Wettbewerbsfähigkeit ging.

Nur
Stunden nach dem Eintreffen erster Nachrichten über die politische
Einigung zur EU-Agrarreform stand der Präsident des Deutschen
Bauernverbandes (DBV) vor 600 Delegierten in einem Berliner Hotelsaal und
gab eine erste Einschätzung. Herauszuhören waren bei ihm Zweifel an der
Richtigkeit des sich nun abzeichenenden Kurses. „Der Weg zu mehr
Wettbewerbsfähigkeit droht verlassen zu werden. Wir laufen Gefahr,  uns
von einer zukunftsorientierten und zugleich von einer gemeinsamen
Agrarpolitik zu verabschieden“, sagte Rukwied in seiner sehr engagierten
Rede. Er beobachte mit Sorge, wie zunehmend wieder nationale Interessen in
den Fokus gerückt würden.

In der Ehre getroffen

Deutliche
Kritik äußerte der DBV-Präsident an der Art und Weise, wie derzeit in
Deutschland die gesellschaftliche Grundsatzdebatte über die Zukunft der
Landwirtschaft geführt wird: „Wenn es so weiter geht, werden wir uns mit
einer langen Liste von Auflagen als die Gutmenschen präsentieren, aber
unsere Landwirtschaft aus dem Wettbewerb katapultieren.“ Vor allem über
die Tierhaltung werde derzeit in einer Art und Weise diskutiert, die oft
„unter die Gürtellinie gehe“ und die Landwirte in ihrer Ehre träfe.

Bundeskanzlerin
Angela Merkel, zum wiederholten Male Gast auf dem Bauerntag, bekannte sich
in ihrer Rede eindeutig zum Tierhaltungsstandort Deutschland. Sie nahm für
die Bundesregierung in Anspruch, für seine Zukunft wichtige politische
Weichen gestellt zu haben.
Zugleich ermunterte die CDU-Vorsitzende die
Landwirte, sich der gesellschaftlichen Diskussion um moderne
Nahrungsmittelerzeugung und die  steigenden Anforderungen der Verbraucher
zu stellen. Viele hinterfragten zunehmend die Art der Herstellung und
Verarbeitung und machten davon ihre Kaufentscheidung abhängig. Daraus
ergeben sich auch Chancen auf den heimischen Märkten, meinte Merkel. „Dass
Sie die ,Initiative Tierwohl‘ ins Leben gerufen haben, zeigt, dass Sie mit
dem ganzen Herzen dabei sind“, ermunterte die CDU-Politikerin dazu, dieses
Angebot in der Öffentlichkeit herauszustellen. Damit würden auch die
Verbraucher mehr in Pflicht genommen, solche Angebote anzunehmen.

Leitbild
verabschiedet

Als Grundlage für den Dia-log mit der Gesellschaft
verabschiedete der Bauerntag zwei wichtige, in den vergangenen Monaten auf
allen Verbandsebenen intensiv und teilweise strittig diskutierte
Dokumente: Sowohl das „Leitbild Tierhaltung“ als auch der Zehn-Punkte-Plan
für eine moderne Landwirtschaft wurden nahezu einstimmig angenommen (siehe
Kästen).
Bemerkenswert war der Aufgalopp von Spitzenpolitikern
aller im Bundestag vertretenen Parteien, die mehr oder minder schlüssig
und überzeugend ihre agrarpolitischen Vorstellungen für die Zeit nach der
Bundestagswahl im Herbst darlegten.   ste 

Zehn-Punkte- Plan für eine moderne Landwirtschaft

DBV-Forderungen
Neben dem Leitbild für die Nutztierhaltung beschlossen die Delegierten des
Bauerntages einen Zehn-Punkte-Plan für eine vielfältige, moderne,
bäuerliche Land- und Forstwirtschaft. Diese Grundsatzposition gelten
zugleich als Forderungskatalog für die nächste Wahlperiode des Deutschen
Bundestages. „Bäuerliches Unternehmertum, Nachhaltigkeit und
Marktorientierung sind bestimmende Ausrichtungen in großen und kleinen
Betrieben sowie in konventioneller und ökologischer Landwirtschaft“, heißt
es in der Einleitung. „Getragen von bäuerlichen Unternehmern, die auf den
Märkten ihr Können beweisen und vor Ort Verantwortung für Tier, Natur und
Umwelt übernehmen, soll Deutschland ein erfolgreiches Agrarland mit einer
vielfältigen Land- und Forstwirtschaft bleiben“, fordern die Delegierten
der 18 Landesbauernverbände. Angemahnt wird eine „Politik der
Verlässlichkeit und Geradlinigkeit“, um den Bauernfamilien „eine
Entwicklungsperspektive zu sichern“.
Die zehn Punkte behandeln eine
zukunftsorientierte Ausgestaltung der neuen EU-Agrarpolitik, die
Sicherung der vielfältigen Agrarstruktur durch eine verantwortliche
Steuer-, Sozial- und Eigentumspolitik, die Stärkung der
Marktorientierung,
einen Bildungspakt sowie eine Forschungs- und
Innovationsoffensive und
eine Verbesserung der Wertschätzung für
Lebensmittel aus. Das 37 Seiten starke Dokument steht unter
www.bauernverband.de zum Herunterladen bereit. PI/red

Wofür stehen Tierhalter?
Nach intensiver Diskussion hat der Deutsche Bauernverband ein „Leitbild Tierhaltung“ beschlossen. Landvolkpräsident Werner Hilse führte in einer Serie von Veranstaltungen und Werkstätten die Regie zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Mit dem Leitbild wollen nach seinen Worten Bauern und Bäuerinnen der Gesellschaft erklären, warum sie ihre Tiere so halten wie heute praktiziert. Im Zentrum steht die Kernfrage, wie die Nutztierhaltung erfolgreich und zugleich in der Gesellschaft verankert bleibt. Das Leitbild stellt dar, wofür Tierhalter stehen und welche Grundsätze sie leiten. Es bringt das Fundament an Werten und Wissen der Landwirte über ihre Nutztiere zum Ausdruck. „Entstanden ist ein glaubwürdiges und selbstbewusstes Bekenntnis zum verantwortungsvollen Umgang mit unseren Nutztieren“, erläutert DBV-Vizepräsident Werner Hilse.

Das Leitbild umfasst zentrale Grundsätze, die den Rahmen für eine verantwortliche und nachhaltige Tierhaltung abstecken. Ein grundsätzliches Anliegen ist es, die Tierhaltung noch tier- und umweltgerechter zu machen. Dabei wird auf Wissenschaft, Forschung, praxisgerechte Lösungen sowie auf das Expertenwissen der qualifizierten Tierhalter selbst gesetzt. Gleichzeitig wollen die Bauernfamilien mit der Haltung von Nutztieren ihr Einkommen erzielen können und Wertschöpfung schaffen. Um den Rückhalt der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, wollen die Bauern noch stärker das Gespräch mit den Bürgern suchen. In einem zweiten Teil legt das Leitbild Kernthesen für das Werteverständnis der Tierhalter fest. Diese teilen sich in die drei Bereiche „Unser Blick auf das Tier“, „Unsere Verantwortung als Tierhalter für das Tier“ und „Moderne Tierhaltung und Nachhaltigkeit“. Das Leitbild kann unter www.bauernverband.de/leitbild-tierhaltung heruntergeladen werden. red

Starke Worte an die Bauern

„Für Sie ist Leistung keine
Körperverletzung, sondern Grundlage für den Wohlstand in unserem Land." Philipp
Rösler, FDP-Vorsitzender

„Ich bin dagegen, Gut und Schlecht
gegeneinander auszuspielen – sei es Klein gegen Groß oder Ökologisch gegen
Konventionell.“ Frank-Walter Steinmeier,
Vorsitzender der
SPD-Fraktion im Bundestag

„Wollen wir eine Landwirtschaft, mit der
wir uns in Notlagen nicht selbst versorgen könnten? Ich will das nicht!“ Gregor
Gysi, Vorsitzender der Bundestagsfraktion Die Linke

„Ich kenne
keinen Landwirt, der den ganzen Tag auf dem Hof steht und darüber
nachdenkt, wie er die Umwelt kaputt machen kann.“ Hermann Gröhe, CDU-Generalsekretär

„Vom
sogenannten Kampfbegriff ,Agrarindustrie‘ soll sich doch angesprochen
fühlen, wer will!“ Renate Künast, Vorsitzende der
Grünen-Fraktion im Bundestag

„Die Behauptung, wir würden
Massentierhaltung fördern, wird nicht richtiger, wenn man sie dauernd
wiederholt.“ Ilse Aigner, Bundeslandwirtschaftsministerin

„Wir
hatten auch kritische Stunden miteinander – als ich noch Umweltministerin
war; da will gar nicht drumherum reden.“ Angela Merkel, Bundeskanzlerin