Landwirte vermissen in öffentlicher Debatte Sensibilität für „ihre“ Themen
L P D – „Gelegentlich möchten unsere Bäuerinnen und Bauern ein Wort der Anerkennung hören, sowohl von Politikerinnen und Politikern als auch von ihren Mitmenschen.“ Dieses positive Feedback vermissen sie, unter anderem deshalb haben so viele Landwirte am 22. Oktober bundesweit demonstriert, sagt Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke auf der Mitgliederversammlung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) in Isernhagen in der Region Hannover. Der Landvolkpräsident sieht die Landwirtschaft in einem steten „Dialogmodus“ und vermisst in der öffentlichen Diskussion zugleich die Sensibilität für die in der Landwirtschaft bereits erreichten Fortschritte, unter anderem zum Gewässerschutz. So wurde beispielsweise der Mineraldüngereinsatz bei Stickstoff in den vergangenen zwei Jahren um insgesamt 70.000 t gegenüber den Vorjahren reduziert, die Tierbestände sinken. „Das sind Beispiele dafür, dass unsere Landwirte ihre Arbeit stetig überprüfen und ein deutliches Problembewusstsein haben.“ Der Landvolkpräsident weist zusätzlich darauf hin, dass dies gelegentlich durch widerstreitende Ziele, so bei Klimaschutz und Tierwohl, erschwert wird. Zusätzlich werden durch das Baurecht notwendige Anpassungsmaßnahmen verzögert, beispielsweise können mangels Baugenehmigung Güllelagerstätten nicht in dem gewünschten Tempo geschaffen werden.
„Wir sind beispielsweise über den QM Milch e.V. in einen regelmäßigen direkten fachlichen Dialog zwischen Handelsvertretern und Landwirten eingetreten“, sieht LVN-Vorsitzender Jan Heusmann erste Ansätze einer bundesweiten Sektorstrategie für die Milchbranche. Er sieht damit auch die Chance, dass sich die Milch- und Landwirtschaft in den Prozess der Standardsetzung des Handels auf Augenhöhe mit einbringen kann. Hier wurden die Landwirte in jüngster Vergangenheit immer wieder mit kostenträchtigen Auflagen überrascht. Sie sind neben höheren Erzeugungskosten übrigens auch der Grund, warum die rund 9.000 niedersächsischen Milchviehhalter die Auszahlungspreise von etwa 30 bis 33 Cent je Kilogramm um gut fünf Cent je Kilogramm niedriger empfinden. Zusätzlich sieht auch Heusmann die Milchviehhalter durch die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft verunsichert und möchte dem durch einen fortschrittlichen und meinungsstarken Dialogprozess entgegentreten.