Vielfältige Möglichkeiten mit modernem und biologischem Pflanzenschutz
L P D – Der warme Winter und regional viel zu hohe Temperaturen mit 5,3 Grad Celsius Unterschied gegenüber dem vieljährigen Mittel bringen Niedersachsens Landwirten nicht nur Vorteile. Sie haben große Bedenken, dass ihnen auf ihren Feldern so manche Überraschung blüht. Schädlinge, wie der Kohltriebrüssler oder der Rapsstängelrüssler, erwachen früher aus dem Winterschlaf oder haben sich aufgrund fehlender Kälte stark vermehrt, sodass sie früher und in großer Zahl auf dem Acker vorkommen können. Anwendungsverbote bestimmter Pflanzenschutzmittel beschleunigen moderne Pflanzenschutzkonzepte, die auf minimale Aufwandmengen, digitale Ausbringungstechniken und integrierten Pflanzenschutz setzen. Auf diese Weise sollen Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten ganzheitlich und umweltschonend angepackt werden, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.
„Mit einer richtigen Bodenbearbeitung oder der Wahl einer resistenten und örtlich angepassten Pflanzensorte legen Landwirte den Grundstock für nachhaltige Pflanzenschutzkonzepte“, erklärt Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Ausschusses Pflanze im Landvolk Niedersachsen. Dazu zählt der integrierte Pflanzenschutz, der auf biologische, biotechnische, physikalische, kulturtechnische und erst zuletzt chemische Verfahren und Methoden setzt. Er ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben und muss nach guter fachlicher Praxis ausgeführt werden. „Die gute fachliche Praxis regelt, dass bei allen Handlungen die Grundsätze für den Pflanzenschutz, die im Pflanzenschutzgesetz festgelegt sind, eingehalten werden. Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden so immer zeitgemäß bewirtschaftet, denn nur zugelassene Mittel dürfen angewendet werden. Landwirte müssen eine qualifizierte Ausbildung vorweisen sowie alle Maßnahmen dokumentieren“, führt Meyer aus. Während das Julius-Kühn-Institut als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen die Bundesländer und Verbände unterstützt, die allgemeinen Grundprinzipien des Integrierten Pflanzenschutzes weiter zu entwickeln, bearbeitet das Institut für Biologischen Pflanzenschutz in Darmstadt als einziges Fachinstitut in Deutschland das Spektrum des biologischen und biotechnologischen Pflanzenschutzes. Es entwickelt und bewertet Verfahren, bei denen auf die natürlichen Gegenspieler von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten gesetzt wird. Mit Viren, Bakterien, Pilzen, Milben, Fadenwürmern oder Insekten können Schaderreger bekämpft und abgewehrt oder die eigenen Abwehrkräfte gegen den Erreger gestärkt werden. „Nützlinge“, wie Ohrenkneifer, Marienkäfer, Schlupfwespenarten oder Spinnentiere, machen den schädlichen Insekten den Garaus. Besonders im Ökolandbau oder im Obst- und Gemüseanbau sind biologische Pflanzenschutzmittel wichtig. Sie sollen zukünftig den chemischen Pflanzenschutz ersetzen, dazu ist aber noch viel Forschungsaufwand notwendig. (LPD 19/2020)