Nach drei trockenen Jahren verlängert sich die Erntezeit aufgrund der Niederschläge
L P D – 2017 gab es zu viel Regen und die drei folgenden Jahre 2018 bis 2020 waren definitiv in vielen Regionen Niedersachsens zu trocken. „2021 knüpfen wir nun an Ernteerfahrungen an, die für Niedersachsen eigentlich normal sind“, stellt Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr fest. In Anbetracht der Starkregenereignisse in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, wo ganze Felder von den Fluten weggerissen wurden oder die Wassermassen die Ernte vernichtet haben, steuern Niedersachsens Ackerbauer auf eine durchschnittliche Ernte zu. „Zu klagen wäre vermessen und jammern auf hohem Niveau“, zieht der Ackerbauer im Braunschweiger Land sein Fazit und verweist auf die hohe Hilfsbereitschaft seiner Kollegen, die Futter- Geld- und Materialspenden in die betroffenen Gebiete schicken.
Sah es Juni/Juli noch nach einer guten Ernte auf Niedersachsens Feldern aus, so stellen die Landwirte fest, dass viel Kleinkorn im Weizen ist. „Die Ernte ist dieses Jahr sehr heterogen, sowohl was Ertrag als auch Qualität angeht. Regional gibt es große Unterschiede in allen Bereichen – auch hinsichtlich der Erntezeitpunkte und der Niederschläge“, führt Löhr aus.
So liegen beispielsweise die Erträge im Raum Gifhorn rund 25 Prozent unter der Erwartung: Bei Weizen gehen die Bauern von rund 7t/ha, bei Triticale von 6t/ha und bei Raps von 3t/ha aus. Der Roggen laufe relativ zufriedenstellend. Das Hauptproblem in dieser trockenen Region sei der fehlende Niederschlag. Auf den guten Ackerböden im Raum Hildesheim sieht es besser aus. Hier rechnet man mit einer Ertragsspanne beim Raps von 3,5 bis 4t/ha und beim Weizen von 7 bis 9 t/ha. Lagergetreide und feuchtes Stroh in Folge der Niederschläge waren hier ein Problem, was dazu führte, dass die Befahrbarkeit der Flächen teilweise grenzwertig war, melden die Hildesheimer Bauern. „Das führt zu längeren Erntezeiten, die wir aufgrund der drei vergangenen trockenen Jahre nicht mehr gewohnt sind, als die Ernte schon Anfang August durch war“, resümiert der Vize-Präsident.
Vereinzelt berichten Niedersachsens Ackerbauern über Lagergetreide auf den Flächen. „Weil Lagergetreide in Bodennähe nach Regenschauern schlechter abtrocknet und oft feucht ist, können die Körner bereits auf dem Halm in Keimstimmung kommen und anfangen zu wachsen. Damit sind die Qualitätskriterien für Backweizen, Backroggen oder Braugerste dahin“, erklärt Löhr die Auswirkungen für den Verbraucher. Sowohl bei den Kraftfutterwerken als auch bei den Mühlen bestehe weiterhin Nachfrage und der Bedarf sei noch nicht gedeckt. „Qualitativ hochwertige Partien haben gute Absatzchancen. Bei dem einen Landwirt steht weniger auf dem Feld, aber dafür mit hohen Proteingehalten, bei dem anderen ist es genau umgekehrt. Letztendlich haben wir ein normales Erntejahr, das regional endlich wieder genügend Niederschlag brachte und somit eine durchschnittliche Ernte“, zeigt Löhr das weite Feld der Erntesaison 2021 auf, wo der Mai lange recht kühl war, im Juni plötzlich eine Hitzeperiode mit bis zu 35 Grad kam, sodass es keine schleichende Übergangszeit für die Pflanzen gab. „Aber damit müssen wir Landwirte leben und damit haben wir gelernt zu leben.“ (LPD 60/2021)