Preise von 140 €/t sind unrentabel

Preise von 140 €/t sind unrentabel - Foto: Landvolk
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Getreiderundfahrt Mit der Aussicht auf gute Erträge, aber aktuell niedrige Preise haben die niedersächsischen Landwirte die Getreideernte begonnen. Die Hoffnungen richten sich auf hochwertige Partien und den kurzfristigen Bedarf.

Auf den Feldern ist zumeist eine gute Ernte herangewachsen. Diesen Eindruck bestätigte Jürgen Hirschfeld auf der Getreiderundfahrt des Landvolkes Niedersachsen in Göttingen. So profitierten in erster Linie die schwächeren Standorte von den reichlichen Niederschlägen der vergangenen Wochen. Auf den guten Böden der Börde sowie den Marschen an der Küste dagegen war es streckenweise zu feucht. In einigen Regionen verursachten Unwetter mit Starkregen Lagergetreide. Das Ausmaß lässt sich zurzeit noch schwer einschätzen. Jetzt wünschen sich alle sonnige Tage, damit das Getreide abreifen und trocken geerntet werden kann.

Die Gesamternte bezifferte Hirschfeld als Vorsitzender des Ausschusses Pflanzenproduktion im Landvolk Niedersachsen auf voraussichtlich 6,7 bis 6,8 Mio. t, bundesweit schätzt der Bauernverband die Ernte auf 47 bis 48 Mio. t Getreide. In Niedersachsen dürfte die Ernte damit ähnlich hoch ausfallen wie im schon guten Vorjahr. Den Löwenanteil wird erneut die flächen- und ertragsstärkste Getreidefrucht, der Winterweizen, mit 3,6 bis 3,7 Mio. t beisteuern. Keine Prognose wagten die Landwirte aus allen Regionen zu Raps, das sei eine „Wundertüte“, der Inhalt lasse sich schwer schätzen.

Anspruchsvolles Jahr
Einig waren sich die Landwirte, dass 2016 ackerbaulich ein anspruchsvolles Jahr ist. Schad-erreger wie Pilze und Läuse machten zudem klar, dass hierzulande auf chemischen Pflanzenschutz  nicht verzichtet werden kann, er sichert die von Verarbeitern und Verbrauchern gewünschte Qualität. Zugleich sind, wie Landvolkpräsident Werner Hilse hervorhob, die Kosten nach oben gedriftet. „Bei dem derzeitigen Preisniveau von 140 Euro je Tonne Weizen kann kein Ackerbauer rentabel wirtschaften“, verdeutlichte er auch gegenüber Journalisten.

In der Diskussion mit Vertretern aus Landhandel, Genossenschaft und Mühlen zeichneten sich dennoch leichte Lichtblicke ab. Die Vorkontrakte liegen nur bei einer Menge von um die 20 % des Gesamtvolumens, die unsichere Marktlage mit sinkenden Preisen hat auch die Verarbeiter zu zögerlichen Dispositionen veranlasst. „Der Markt muss kaufen“, prognostizierte Alfred Reisewitz von der Agravis. Stephan Weiterer vom gleichnamigen Landhandel dagegen befürchtete, die Talsohle könne noch nicht erreicht sein. Jürgen Hirschfeld riet: „Immer die Hand am Puls des Marktes haben, um auch kleine Chancen zu nutzen“. Der Markt brauche das Getreide in allen Qualitätsstufen und schon bald auch wieder kontinuierlich. Gerade in Niedersachsen könnten die Landwirte  bei der Verwertung wählen zwischen Ernährung, Verfütterung, Bioenergie und Export.
Große Einigkeit bestand in der Runde in puncto Nachhaltigkeit. Von der Landwirtschaft über den Handel bis zu den Mühlen als Verarbeitungsunternehmen möchten dies alle möglichst schlank abhandeln. Niemand habe die Zeit für zusätzliche Dokumentationen, sagte Reisewitz. „Selbstverständlichkeiten sollte man nicht dokumentieren“, fügte Franz Engelke für die Mühlenwirtschaft an. Die Latte werde allerdings durch die Lebensmittelindustrie und den Handel höher gelegt. Als guten Ansatz werteten alle die im vergangenen Jahr vorgestellten Nachhaltigkeitskriterien, die Landwirtschaftskammer und Landvolk gemeinsam zusammengestellt haben. Hilse sah daher für die Landwirtschaft durchaus auch Chancen, sich mit Nachhaltigkeit zu profilieren.

Auf der Rundfahrt präsentierte Ralf Bartens Weizen- und Gerstenschläge in bester Verfassung. Er schilderte die Probleme der stadtnahen Bewirtschaftung: Die Wohnbebauung frisst ohne Rücksicht auf Bodenbonität beste Standorte, Diversifizierung in Tierhaltung dulden die Stadtbewohner kaum. Und schließlich stehen auch noch die Planungen der Stromtrasse Wahle-Mecklar als Erdkabel im Raum für die Landwirtschaft deutlich zu viele Herausforderungen.
Br