Biberschutz nicht auf Kosten der Landwirtschaft

Die Biber breiten sich in ganz Niedersachsen sprunghaft aus. Da die Population in den nächsten Jahren noch erheblich wachsen wird, fordert das Landvolk umfangreiche Förderinstrumente. Bild von peter lösch auf Pixabay

Die Nager breiten sich auch in Niedersachsen sprunghaft aus

L P D – Biber sind putzige Tiere, aber ihr immerwährender Drang zum Dammbau kann für Siedlungen und Nutzflächen weitreichende Folgen haben. Schon vor mehr als zehn Jahren hat Hans-Heinrich Schnehage aus Pattensen-Koldingen die ersten Biber südlich von Hannover entdeckt. Inzwischen tummeln sich die Tierchen in fast allen Gemarkungen der Region. „Die Population ist stark gestiegen, denn das Naturschutzrecht stellt die Nager unter strengen Schutz. Aktuell erlebe ich es schon zum zweiten Mal, dass eine meiner Ackerflächen aufgrund eines Biberbaus geflutet wird“, erzählt der Landwirt, der beratend beim „Runden Tisch Biber“ mitwirkt. Das Land hat anlässlich dieser Arbeitsgruppe jetzt ein Konzept zum Bibermanagement vorgelegt, das der Landesbauernverband in Teilen kritisch sieht.

Die Bauaktivitäten der Biber können wichtigen Beiträge für den ökologischen Kreislauf leisten, aber ein Damm kann zu einer echten Gefahr werden, wenn durch Staunässe ganze Äcker geflutet oder sogar Hochwasserschutzanlagen wie Deiche außer Funktion gesetzt werden. Deshalb appelliert das Landvolk Niedersachsen, die Landwirte mit der Problematik nicht im Regen stehen zu lassen. Insbesondere Fragen der Finanzierung von Schutzmaßnahmen und auch der Ausgleich von Schäden werden nach Ansicht des Landvolks nicht ausreichend beachtet. „Wir haben das Land im Rahmen des Runden Tisches gedrängt, aktiv zu werden. Jetzt kommt Bewegung rein, aber es bleibt immer noch offen, wer den dringend notwendigen Aufwand für die Wasser-Unterhaltungsverbände und die Entschädigungen für die Landwirte bezahlen soll“, erklärt Landvolk-Vizepräsident Hubertus Berges.

Landwirt Schnehage berichtet, dass er nach dem sehr regenreichen Jahr 2017 erstmals selbst betroffen gewesen sei. „Wir haben Drainagen gelegt und einen Umfluter gebaut, aber der Biber hat ihn wieder umgebaut. Wir mussten die Pegel kontrolliert absenken. Die Landwirtschaft war da erst mal kein Thema, aber bald war meine Koldinger Fläche nicht mehr zu bewirtschaften. Die Region Hannover hat dann von der Niedersächsischen Landgesellschaft eine Tauschfläche erworben. Das war eine gute Lösung, wird aber nicht in allen Regionen in Niedersachsen so umzusetzen sein“, ist der Pattenser überzeugt.

Die Biber breiten sich in ganz Niedersachsen sprunghaft aus. Da die Population in den nächsten Jahren noch erheblich wachsen wird, fordert das Landvolk umfangreiche Förderinstrumente. „Biberschutz darf nicht auf Kosten der Landwirtschaft gehen“, sagt Hubertus Berges. Auch baulich-technische Maßnahmen seien notwendig, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten, denn auch dieser sei durch die Grabe- und Bauaktivitäten der Biber gefährdet. (LPD 72/2024)

Sonja Markgraf

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