Der Landwirt aus Helmsloh ist nominiert für den CeresAward in der Kategorie Schweinehaltung
L P D – Mit Worten wie „hätte, sollte, könnte“ oder „müsste“ kann Dirk Sandering nichts anfangen. Sein Leitspruch lautet „machen“. Und das heißt für den jungen Landwirt vor allem, den Familienbetrieb „fit für die Zukunft“ zu gestalten. Dafür hat der 32-jährige, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Anne im niedersächsischen Hemsloh im Landkreis Diepholz 900 Hektar (ha) Ackerland und rund 4.000 Schweinemastplätze bewirtschaftet, eine große Summe Geld in die Hand genommen und in den Bau tierwohlgerechter Ställe investiert. Grund genug für die Fachbegutachter des CeresAward, den „Macher mit Mut zum Risiko“ in die Endauswahl des von dem Fachmedium „agrarheute“ ausgeschriebenen Wettbewerbs in der Kategorie Schweinehaltung zu schicken. Die Preisverleihung findet am 30. Oktober statt.
Der 2023 in Betrieb genommene neue Maststall basiert auf einem neuen Strohhaltungskonzept und vereint beispielhaft Hightech und Tierwohl. So sorgt zum Beispiel ein KI-gesteuerter Roboter für maßgerechtes Einstreuen des Stalls. Dort werden die Mastschweine mit Ringelschwanz und entsprechend der Haltungsstufe 3, sprich Frischluftstall mit reichlich Platz, gehalten. Davon kann sich auch die Öffentlichkeit überzeugen: Ein Besucherraum gewährt einen direkten Einblick in den Stall. Abgerundet wird der auf Regionalität und Kreislaufwirtschaft ausgerichtete Betrieb durch ein ausgefeiltes Energiekonzept mit Windkraft, Biogasanlage und Photovoltaik, das ihn in puncto Strom zu etwa 70 und bei Wärme zu 100 Prozent autark macht.
2400 Mastplätze stehen im neuen Stall zur Verfügung. Weitere rund 1600 Schweine mästet Sandering in einem Stall der Haltungsstufe zwei. Der Hightech-Stall besteht aus vier Segmenten mit Buchten, in denen jedes Tier 1,3 Quadratmeter Platz hat. Eine Außenwand ist ab Brusthöhe offen und lässt Tageslicht und frische Luft herein. Frischwasser und Futter stehen den Tieren jederzeit über Spender zur Verfügung, ein Roboter auf Schienen an der Decke lässt täglich Stroh in die Buchten rieseln. Immer in Haufen, die die Schweine selbst in der Haltebucht verteilen. Durch die Beschäftigung und den Platz seien die Tiere sehr ausgeglichen, so Sandering.
Die Größe des neuen Schweinestalls hat der Hemsloher auf das Energiekonzept seines Betriebes abgestimmt, der neben der Schweinemast Kartoffel-, Getreide- und Maisanbau umfasst. Mist und Gülle werden komplett in der 99-kW-Biogasanlage verarbeitet. Die mit Photovoltaikanlagen ausgestatteten Dächer der neuen Ställe wurden auf eine optimale Stromabnahme ausgerichtet. Bei der Wärmeversorgung ist der Betrieb laut Sandering bereits autark, der Strom aus der PV-Anlage deckt 60 bis 65 Prozent des Bedarfs. Der Strom aus der Biogasanlage und der eigenen Windkraftanlage (Baujahr 1993) wird ins öffentliche Netz eingespeist. „Hinter dem ganzen Projekt stehen fast fünf Jahre Planung und Bau“, erzählt Sandering. „Ich kenne viele junge Landwirte, die bereit sind zu investieren. Aber es braucht langfristige Planungssicherheit.“ (LPD 77/2024)