Helfer und Spender gesucht, um Angebot auszuweiten / 2022 fast 250 Kitze gerettet
L P D – Die Augenringe sind dunkel, aber die Gesichter der Helferinnen und Helfer strahlen stolz, wenn sie morgens vor Sonnenaufgang ein Rehkitz aus einer Wiese tragen, die an dem Tag gemäht werden soll. Die Jungtiere ducken sich im hohen Gras und sind dadurch von den Landwirten beim Grasmähen nur sehr schwer zu erkennen. „Das sind von Anfang Mai bis Mitte Juni sechs harte Wochen, an denen wir zwischen drei und vier Uhr aufstehen, um vor der Arbeit die Wiesen abzufliegen“, sagt Michael Schwerdtfeger, Vorsitzender der Jägerschaft Seesen. Die Rehkitzrettung Goslar wurde bereits 2017 vom Landvolk Goslar, dem Naturschutzbund (Nabu) Goslar und der Jägerschaft Goslar gegründet. „Alle drei ziehen an einem Strang und retten dadurch Jahr für Jahr vielen Rehkitzen und anderen Tieren das Leben“, freut er sich über die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Verbände.
Die Einsätze zur nachtschlafenden Zeit sind nötig, weil der Temperaturunterschied zwischen Boden und Lebewesen dann am größten ist und von der an der Drohne befestigten Wärmebildkamera am deutlichsten dargestellt wird. „Es sind immer ein Pilot, ein Beobachter des Bildschirms, mindestens drei Helfer und der Jagdpächter vor Ort“, verdeutlicht Schwerdtfeger das Vorgehen. Sobald ein Tier oder ein Gelege geortet wird, werden die Helfer per Funkgerät dorthin gelotst. „Sie tragen große Handschuhe mit Stulpen und Gras, um den natürlichen Geruch des Kitzes zu erhalten“, nennt der Jäger einen wichtigen Aspekt. Andernfalls würde die Mutter das Kitz ablehnen, und es müsste verhungern.
So wird es im Schatten am Rand der Wiese abgelegt und mit einem Wäschekorb gesichert. Sobald die Mäharbeiten abgeschlossen sind, wird es wieder befreit. „Etwa nach einer Stunde kommt die Ricke und holt es ab“, lautet Schwerdtfegers Erfahrung. Für die Bauern ist der Einsatz der Ehrenamtlichen kostenlos, sie müssen sich lediglich möglichst drei Tage vor dem Mähtermin beim „Rehkitzhandy“ melden.
„Landwirte und Firmen haben aber für die Investition in die Technik gespendet“, hebt Schwerdtfeger hervor. Denn lediglich die Drohne werde mit 60 Prozent der Anschaffungskosten gefördert. Akkus, Funkgeräte und der externe Bildschirm seien davon ausgenommen. Insgesamt koste die gesamte Ausrüstung rund 6.500 Euro. „Für uns als kleine Verbände ist das unheimlich viel Geld“, sagt Schwerdtfeger. Er hofft daher für die kommende Saison auf zahlreiche Spender, um eine dritte Drohne für den Bereich Seesen anzuschaffen, da die Technik derzeit der begrenzende Faktor ist. Im vergangenen Jahr waren im Landkreis Goslar waren 16 Piloten mit elf Drohnen und rund 60 Helfern unterwegs und haben bei 170 Einsätzen 247 Kitze aus den Wiesen geholt. Dabei wurden 1.900 Hektar abgesucht. „Die Helferinnen und Helfer müssen oft lange Wege durch die Wiesen laufen, aber es lohnt sich“, wirbt Schwerdtfeger für die ehrenamtliche Arbeit im Morgengrauen. Interessierte Helferinnen und Helfer können sich unter der Telefonnummer 01590 6168520 melden. Weitere Informationen stehen unter www.rehkitzrettung-goslar.de bereit. (LPD 33/2023)