Ertrag und Aufwand stehen in keinem Verhältnis / Gutes Vermarktungskonzept nötig
L P D – Mit seiner lockeren, offenen und fröhlichen Art begeistert Malte Messerschmidt als bauern_bengel auf Instagram über 13.500 Follower, wenn es darum geht, die moderne Landwirtschaft zu zeigen. Doch beim Thema Chia, den der 24-jährige Agrarstudent zum zweiten Mal auf insgesamt 2,4 Hektar (ha) angebaut und Ende Oktober geerntet hat, verfliegt die gute Laune. „Die Ernte des Chia war eine leichte Katastrophe“, gibt der Bauernbengel aus dem südniedersächsischem Eimen offen zu. Es gab gewaltige Probleme beim Drusch: „Zu feucht, zu viel Fremdbesatz und zu viel Pflanzenmasse hatte ich auf zwei Hängern“, schildert der Nebenerwerbslandwirt seine nunmehr zweite negative Ernte-Erfahrung in Folge gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Von dem enttäuschenden Ernteergebnis im vergangenen Jahr mit 150 Kilogramm gereinigten Chia hat sich der experimentierfreudige Junglandwirt nicht abhalten lassen und versechsfachte dieses Jahr seine Chia-Anbaufläche der eigentlich in Südamerika beheimateten Pflanze von 0,4 ha auf 2,4 ha, mit der Hoffnung, einen besseren Ernteertrag erzielen zu können. Gleich zu Beginn gab es bei der Aussaat Mitte Mai die ersten Probleme. Starkregen schwemmte diese weg, sodass zu Pfingsten eine Neuaussaat nötig wurde. Die extreme Trockenheit ließ weniger die Pflanzen, sondern das Unkraut wachsen, welches mit der Hacke entfernt werden musste, um auf Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Nicht einmal hüfthoch wuchs der Chia anstatt eine Größe von etwa 1,70 m zu erreichen, kam aufgrund der Trockenheit schnell in Trockenstress, was sich extrem auf den Ertrag auswirkte. „Aktuell habe ich 700 Kilogramm (kg) auf dem Anhänger, die noch weiter gereinigt werden müssen. Am Ende werde ich höchstens 500 kg gereinigte Ware haben. Eigentlich hätten es 2 Tonnen Chia sein müssen“, zeigt Malte Messerschmidt auf. Ganz zu schweigen von der vielen Arbeit, die er bislang investiert hat: Da der Bestand zur Ernte im Oktober noch nicht hundertprozentig abgereift war, verstopfte permanent der Drescher. „13 Kubikmeter ungereinigtes, nasses Pflanzenmaterial hatte ich auf dem Anhänger, die ich mit großen Gebläsen und mehrfachem Umschaufeln zu trocknen hatte. Mit der Reinigung bin ich immer noch zugange“, schildert der 24-Jährige den enormen Arbeitseinsatz. „Das steht von Kosten und Aufwand her in keinem Verhältnis“, sieht Messerschmidt die Grenze für den Chia-Anbau erreicht.
Für die Vermarktung des Chias und seine Zukunft als Landwirt hat der Bauernbengel seine Nische gefunden: „Ich möchte den Betrieb und meinen Beruf als Landwirt darauf ausrichten, regionale Rohstoffe anzubauen und diese zu Produkten aus der Region zu verarbeiten. So habe ich die volle Kontrolle über die Rohstoffe sowie die Produktionsabläufe und kann garantieren, dass alle Inhaltsstoffe bestens und nachhaltig produziert sind – aus der Region, für die Region.“ Mit Raps und Hanf baut der Agrarstudent weitere Ölpflanzen an, die sehr hochwertig und der Ursprung gesunder natürlicher Produkte sind. „Deshalb lasse ich aus unserer eigenen Ernte gemeinsam mit einer lokalen Firma regionale Kosmetik-Produkte herstellen. Davon habe ich bereits erste Produktmuster zuhause, die ich aktuell gemeinsam mit meiner Familie teste und in Zusammenarbeit mit der Firma weiterentwickle“, freut sich der Bauernbengel auf die Umsetzung seiner Geschäftsidee, die er als Chance und weiteren Schritt in die Zukunft für seinen Betrieb sieht.
(LPD 87/2022)