Getreideernte wird mit Spannung erwartet

Getreideernte wird mit Spannung erwartet - Landvolkpräsident Werner Hilse und der Vorsitzende des Getreideausschusses Jürgen Hirschfeld erwarten eine durchschnittliche Weizenernte 2015.
Landvolkpräsident Werner Hilse und der Vorsitzende des Getreideausschusses Jürgen Hirschfeld erwarten eine durchschnittliche Weizenernte 2015.

L P D – Die Prognosen für die Getreideernte 2015 waren im Mai noch sehr optimistisch, dann kam die Trockenheit. „In der Hitze der vergangenen Tage sind unsere Erwartungen endgültig zusammengeschmolzen“, sagt der Vorsitzende des Landvolkausschusses Pflanzenbau, Jürgen Hirschfeld anlässlich der alljährlichen Getreiderundfahrt des Landvolks Niedersachsen in Sulingen. Er erwartet mit etwa sechs Millionen Tonnen eine allenfalls durchschnittliche Getreideernte in Niedersachsen. Die Qualitäten seien allerdings noch fraglich. Die Roggenernte hingegen werde unterdurchschnittlich ausfallen, da sich die Beregnung wegen der schlechten Preise nicht lohne und die Pflanzen regional verheerende Trockenschäden aufweisen, erklärt Hirschfeld. Einige Roggenbestände wurden bereits als Ganzpflanzensilage für Biogasanlagen geerntet.

„Die Beregnung in Niedersachsen ist immens wichtig, das hat dieses Jahr uns wieder gezeigt“, sagte Hirschfeld und forderte die Landwirte auf, langfristige Strategien zur Wasserversorgung zu entwickeln. „Ohne Beregnung könnten wir den Ackerbau nordöstlich von Hannover einstellen“, ist auch Alfred Reisewitz, Getreidehändler der Agravis AG, überzeugt. Auch er erwartet eine nur durchschnittliche Ernte, jedoch beim Export eine angespannte Konkurrenzsituation. Frankreich werde vermutlich deutlich besser ernten als im Vorjahr. Wegen schlechter Qualitäten konnten die Franzosen Nordafrika im Vorjahr nicht wie gewohnt beliefern und Deutschland exportierte 2014 fast drei Millionen Tonnen Weizen nach Algerien und Marokko. In diesem Jahr dürften aus Deutschland wahrscheinlich unter 100.000 Tonnen kommen, und auch die Ukraine und Russland drängen auf den Markt.

Spannend bleibt für die niedersächsischen Landwirte deshalb wieder einmal die Preisentwicklung. Nach einer längeren Phase fallender Kurse hat sich der Weizenpreis aktuell stabilisiert. „Die Anbauer haben in diesem Jahr vergleichsweise wenige Vorkontrakte geschlossen und auf bessere Preise gewartet.“, erklärt Konrad Weiterer, Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft. Wegen der steigenden Preisen sichern derzeit viele Landwirte einen Teil ihrer Ernte mit Vorkontrakten ab. Die Einkäufer des Handels und der Verarbeitungsunternehmen hingegen haben lange abgewartet und auf weiter fallende Preise gehofft. Befürchtete Ernteausfälle in den USA und die europaweite Hitzewelle haben diesen Trend jetzt umgekehrt. Insgesamt werden in Niedersachsen in diesem Jahr auf mehr als 846.000 Hektar Getreide angebaut, ein Plus zum Vorjahr von 30.000 Hektar. „Wie auch immer die Ernte ausfällt, wir können die Versorgung sicher stellen und den Markt bedienen“, erklärt Franz Engelke vom Verband Deutscher Mühlen. (LPD 52/2015)