Spätfrost und feuchtes Frühjahr sorgten im Solling für weniger, aber große Nüsse
L P D – Auch wenn die Ernte dieses Jahr nur die Hälfte an Haselnüssen hervorbrachte, ist Nebenerwerbslandwirt Hendrik Hoffmann guter Dinge. „Statt 80 Kilogramm im vergangenen Jahr waren es jetzt nur 40, aber erstens haben die Haselnüsse eine sehr gute Qualität, zweitens sind es dieses Jahr aufgrund der vielen Niederschläge sehr große Nüsse und drittens sind die Haselnussbäume deshalb sehr gut gewachsen“, fasst Hoffmann für die Ernte 2024 zusammen. 2019 hatte der 28-jährige im südniedersächsischen Schönhagen auf drei Hektar 1.000 Haselnussbäume gepflanzt, dieses Jahr konnte er die zweite Ernte einfahren. Die Spätfröste sowie das feuchte Frühjahr nennt Hoffmann als Ursache für den Minderertrag: „Das hat ordentlich reingehauen, die Pollen hatten es dadurch sehr schwer zu fliegen“, erklärt der Haselnussanbauer aus dem Solling gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.
Die Blütezeit der Haselbäume beginnt im Februar noch vor dem allgemeinen Laub-Austrieb. Als Frühblüher sind die Bäume besonders für die Bienen ein wichtiger Pollenlieferant. „Neben den Bienen sorgt aber vor allem der Wind für die Bestäubung – und das war dieses Frühjahr nicht optimal“, führt Hoffmann aus. So wie die letztjährige Ernte ist auch die aktuelle komplett vermarktet. „Die Nachfrage ist da, weshalb ich im nächsten Frühjahr 300 weitere Bäume pflanzen werde“, zeigt sich der Uni-Absolvent des Ökolandbaus zuversichtlich. Schließlich zählt die Haselnuss mit den ungesättigten Fettsäuren sowie den wichtigen Inhaltsstoffe wie Proteine, Vitamin E und Folsäure sowie Ballaststoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente als wertvoller Nährstofflieferant.
Nicht nur als komplette Haselnuss, sondern auch verarbeitet in Mettwürsten gibt es die Sollinger Nuss inzwischen. „Mit der Fleischerei Stille aus Holenberg habe ich vergangenes Jahr die erste Haselnuss-Mettwurst kreiert. 80 Stück haben wir produziert, die wurden uns förmlich aus der Hand gerissen. Nun reifen gerade die Mettwürste mit den Nüssen der aktuellen Ernte, die in der Fleischerei und auch per Versand dann zu Nikolaus bzw. Weihnachten verkauft wird“, schildert Hoffmann seine Experimentierfreude und ist froh über die Kooperationsbereitschaft und die Synergieeffekte in der Region.
Bislang hat Hoffmann seine Nüsse von Hand gesammelt und in seinem kleinen Bauwagen-Container mit einem Fleischwolf geknackt. „Doch für die Mettwurst-Herstellung brauchten wir eine große Menge, die geröstet werden musste, sodass ich in einen kleinen elektrischen Nussknacker investiert habe, der schafft 25 Kilogramm in der Stunde“, berichtet er. Der Projektmanager für die Ökomodellregionen im Landkreis Holzminden hat aber noch weitere Pläne. Um nächstes Jahr eine hoffentlich wieder größere Ernte logistisch mit Trocknung, Verarbeitung und Lagerung besser gehändelt zu bekommen, plant Hoffmann den Bau einer Nusshalle im Frühjahr: „Dann wird die Ernte mit Netzen eingesammelt und ich kann mir vorstellen, das Knacken der Nüsse in Lohnarbeit zu übernehmen.“
Demnächst wird Hendrik Hoffmann mit dem Umstellungsberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) den Wechsel auf „Bio“ durchsprechen. „Eigentlich dürfte das kein Problem sein, denn wir nutzen zur Düngung den Mist unserer eigenen Rinder, und die Haselnuss braucht keine Pflanzenschutzmittel. Auch die Dauerkulturprämie im Ökolandbau ist attraktiv. Damit könnte ich nicht nur meinem langfristigen Ziel mit fünf Hektar Haselnussfläche näherkommen, sondern auch mit größeren Mengen Haselnüssen verlässlich das Bio-Segment einschließlich Knacken, Sortieren und Rösten bedienen. Die Nachfrage nach Nüssen, Haselnuss-Pesto oder -Öl ist da“, möchte Hendrik Hoffmann mit seinen Nüssen nachhaltig das Angebot regionaler Produkte bereichern. (LPD 85/2024)