Harald Wortelen setzt auf Dialog mit den Verbrauchern
L P D – „Ich bin gerne im Stall“ – morgens um 6 Uhr steht Harald Wortelen schon im Melkstand in der Grafschaft Bentheim und ruft seine Kühe herein. Nacheinander stellen sich die ersten 20 Schwarzbunten im Melkstand Seite an Seite und der Tag des Landwirts kann beginnen. Das gleiche Spiel wiederholt sich am Abend, bevor um 19 Uhr der wohlverdiente Feierabend für Bauer und Kühe beginnt. Diesen macht Wortelen seinen Schützlingen mit Ventilatoren auf dem Futtertisch so angenehm wie möglich. „Bei uns sind alle Türen offen“, sagt Wortelen, dem es besonders wichtig ist, dass die Kühe gerne Fressen. Auch bei der Anpaarung setzt er auf robuste Eigenschaften wie Gesundheit und Fitness. „Es ist wichtig, dass die Kühe mit der Hitze gut klarkommen“, sagt er. Die meisten Nachkommen seiner Kühe bleiben bei ihm im Stall, nur ein Teil wird verkauft.
„Es macht Spaß, die Kuhfamilien über die Jahre zu beobachten“, sagt Wortelen. Besonders am Herzen liegt ihm eine Fleckviehkuh, die er quasi als „Hobby“ hält und die mittlerweile acht Nachkommen in der Herde hat. Als Kuhmensch durch und durch ist er froh, dass sich sein Vater 1978 für die Kühe entschieden hat und damals schon in einen Boxenlaufstall investierte. 2012 hat die Familie den Stall erweitert, einen neuen Melkstand gebaut und einen großen Strohstall errichtet. Zu dem Zeitpunkt waren die Mastschweine, Hühner und das Pferd, mit dem der Opa von Harald Wortelen auf der Hofstelle 1946 begonnen hat, schon Geschichte. „Wo heute unser Hof steht, war damals nur eine Schafstelle, umgeben von kleinen Wiesen und Heide“, erzählt Wortelen. Erst durch Tiefpflugarbeiten wurden die Flächen urbar gemacht. Heute lebt der Landwirt gemeinsam mit seiner Frau Tina, der kleinen Tochter Johanna, seinen Eltern Johann und Dini und dem Hofhund Blacky auf dem Hof. Um Unterstützung bei den täglichen Arbeiten zu bekommen, teilt der Landwirt sich mit einem befreundeten Landwirt einen Vollzeitmitarbeiter und eine 450-Euro-Kraft.
Auf den 68 Hektar großen Ackerflächen des Bauernhofes wachsen Ackergras, Silomais und Sommergerste. „Die Gerste siliere ich zusammen mit dem Gras ein, um die Futterration aufzuwerten“, erläutert er seine Strategie, die 125 Kühe und die weibliche Nachzucht satt und zufrieden zu bekommen. Diese Methode hat zudem den Vorteil, dass er der Verpflichtung, drei Kulturen anzubauen, nachkommt. Seine Arbeit und das Zusammenleben mit Tieren zeigt er gern und ist für Fragen von Verbrauchern offen. Zukünftig will der Milchviehhalter sich deshalb auch an der gemeinschaftlichen Internetseite der Landwirte in der Grafschaft Bentheim www.grafschafter-landwirte.de beteiligen. Dort stellen sich die Bauern der Region mit Bildern und Betriebsschwerpunkten vor. „Wer Fragen hat, weiß wo er hinfahren kann“, bietet Wortelen den Dialog an. (LPD 64/2020)