Lena Timmermann ist CeresAward-Finalistin in der Kategorie Rinderhalter
L P D – Sie ist die zweite Vorsitzende im Ammerländer Kreislandvolkverband, im Milchausschuss beim Landvolk Niedersachsen und im Tierhaltungsausschuss sowie in der Kammerversammlung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen – vor allem aber ist sie „kuhverliebt“. Lena Timmermann wurde daher vom Team des Deutschen Landwirtschaftsverlages für das CeresAward-Finale in der Kategorie Rinderhalter ausgewählt. Damit gehört sie in diesem Jahr zu den drei besten Rinderhaltern in ganz Deutschland.
Die engagierte Landwirtin setzt vor allem auf Nachhaltigkeit. „Unsere Kühe werden sehr alt“, verdeutlicht sie ihre Philosophie. Nahezu jedes Jahr werde ein Tier wegen ihrer 100.000 Liter-Lebensleistung gefeiert und aktuell erwarte die älteste Kuh mit 13 Jahren ihr elftes Kalb. Die Passion für die Kühe war für Timmermann der Grund, ihr Hochschulstudium in Kiel 2013 mit dem Bachelor zu beenden und den elterlichen Bauernhof gemeinsam mit ihrem Vater weiterzuführen. „Damals waren die Investitionen gerade günstig und die Leidenschaft für die Kühe war einfach zu groß“, blickt sie zurück.
Das Vater-Tochter-Gespann hat sich als sehr effektiv herausgestellt. Von damals 70 Milchkühen wurde der Bestand auf heute 160 Tiere mehr als verdoppelt. Zwei Melkroboter übernehmen das Melken, trotzdem werden weiterhin etwa 30 Kühe im Melkstand gemolken. „Bei uns wird keine Kuh verkauft, nur weil sie nicht mehr vom Roboter gemolken werden kann“, sagt Timmermann. Durch die Automatisierung genießen die Kühe vielmehr einen selbst gewählten Tagesrhythmus und können für sich entscheiden, wann sie gemolken werden möchten und ob sie danach auf die Weide gehen, oder eben nicht.
Die 31-Jährige begeistert sich zudem für die Rinderzucht. Nachdem ihr Großvater bereits aus dem Zuchtverband ausgetreten war, ist sie seit 2016 wieder mit Vollgas in das Thema eingestiegen und seit 2017 stolze Besitzerin einer Herdbuchherde im Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter. „Das Genotypisieren ist voll mein Ding“, beschreibt Timmermann ihre Freude an der Zucht. Seit 2018 arbeitet sie am Projekt „Kuhvision“ mit. Dabei werden die Herden genomisch untersucht, linear bewertet sowie die Gesundheits- und Klauendaten erfasst. Die Daten helfen der Landwirtin bei der Entscheidung, mit welchem Tier sie weiter züchten und welches sie lieber verkaufen sollte. Neben den Kühen bildet der Ackerbau des 100 Hektar großen Hofes mit 40 Hektar einen weiteren Schwerpunkt. „Die Bodenbearbeitung und das Ausbringen der Gülle ist meine Aufgabe“, stellt Timmermann klar. Ansonsten motiviert sie die Arbeit im Team mit ihrem Vater und ist dankbar für die Investition in Automatisierung. „Wir können beide mal wegfahren, das ist wichtig für die Work-Life-Balance“, hebt sie hervor. Nur zur Preisverleihung im Herbst in Berlin fährt sie zusammen mit ihrer Mutter, der Vater bleibt auf dem Hof. „Die Kühe stehen für uns an allererster Stelle und die lassen wir ungerne über Nacht alleine“, begründet die Finalistin diese Entscheidung. Das Verhältnis zu ihrer zutraulichen und verwöhnten Herde sei eng: „Ich bin eben kuhverliebt.“ (LPD 55/2022)