Beste Qualität und höchstes Tierwohl gehören entsprechend eingestuft und entlohnt
L P D – „Unsere qualitativ hochwertige Weidemilch besitzt das größte Tierwohl. Wenn Verbände, Politik und weitere Interessenvertretungen, die sonst oftmals konträre Ansichten zu bestimmten Themen haben, sich bei einer Sache vollkommen einig sind, dann zeigt dies, dass ordentlich Sprengstoff in dem Thema vorhanden und dass energisches Einschreiten und Handeln erforderlich ist“, bewertet Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg die Pläne des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), Weidemilch im neuen fünfstufigen Kennzeichnungssystem in Haltungsform-Stufe 3 „Frischluftstall“ einzuordnen. Damit wird Weidemilch mit Milch aus Laufstallhaltung oder aus einem Offenstall auf eine Stufe gestellt. „Mit diesem Schritt beabsichtigt der LEH sein Angebot in der geringeren Haltungsformstufe mit Weidemilch auszuweiten, was geringere Preise bedeutet. Das können wir als Vertreter der Landwirtschaft nicht hinnehmen“, erklärt Kohlenberg gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Schließlich sei der Arbeitsaufwand bei Weidetierhaltung um ein Vielfaches höher und müsse dementsprechend auch vom Handel honoriert werden.
Gemeinsam mit Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, dem Grünlandzentrum, der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft, dem Bund der Deutschen Milchviehhalter, Greenpeace, Land schafft Verbindung, Nabu, Pro Vieh und Vision 360 Agrar hat sich das Landvolk Niedersachsen in einem Brief an haltungsform.de gewandt, um nicht nur auf diese Fehlbewertung der Haltungsform hin-, sondern auf das in Niedersachsen erfolgreich etablierte Programm Pro Weideland mit seinen Kriterien zu verweisen.
Die Kühe werden dazu rausgetrieben, die Weide muss vorbereitet werden, indem Zäune gesetzt, versetzt und unter Strom gestellt werden, zudem muss nachgemäht werden. Alles zusätzliche Aufgaben, um dem Wunsch des Verbrauchers nach mehr Tierwohl gerecht zu werden. „Mit der beabsichtigten Neueinstufung in Haltungsform 3 würde diese höhere Wertschöpfung nicht über einen höheren Milchpreis adäquat bezahlt. Das hätte zur Konsequenz, dass die Tiere im Stall bleiben, was weder im Sinne des Verbrauchers noch der Tiere ist“, führt Kohlenberg aus. Bis zu 8 Cent mehr pro Liter Milch sind für diesen Mehraufwand nötig, aktuell seien es je nach Molkerei zwei bis vier Cent mehr für Weidemilch.
„Unsere niedersächsischen Milchviehhalter wollen gerne weiterhin Weidemilch produzieren, dann muss aber Weidemilch in der Haltungsform 4 eingestuft sein“, sagt Kohlenberg, der selbst Milchkühe in Bremke im Landkreis Holzminden hält. Andernfalls versickere die wertvolle Weidemilch im Haltungsform-Topf 3, in dem sich auch Milch aus ganzjähriger Stallhaltung befindet. Kohlenberg meint, der Verbraucher werde vom Handel absichtlich getäuscht, denn Weidemilch ist ein Alleinstellungsmerkmal mit entsprechender Wirkung: „Wo Weidemilch draufsteht, muss auch Weidemilch drin sein! Dazu muss der Verbraucher durch die Kennzeichnung auf einen Blick erkennen können, dass diese Milch auf der Weide erzeugt wurde, denn er ist bereit, dafür mehr Geld auszugeben! Andernfalls muss der Verbraucher signalisieren, dass es so nicht weitergehe“, fordert Kohlenberg, setzt hier auf die Unterstützung des Verbrauchers und verweist zudem auf die hohe Qualität der Milch, die Niedersachsens Milchviehhalter für die anderen Haltungsstufen liefern.
Weidehaltung ist ein wichtiger Grundstein, um Biodiversität und Artenvielfalt sowie den Natur- und Wasserhaushalt zu wahren und positiv zu gestalten. Weidehaltung sollte deshalb dort zielführend umgesetzt werden, wo es von Seiten der Bonitäten passt. Das Landvolk hofft gemeinsam mit den unterstützenden Verbänden, dass diese Fehlentwicklung aufgehalten und stattdessen die Weidetierhaltung in Deutschland durch entsprechende Kennzeichnung gefördert wird. (LPD 39/2024)