Landwirte: Brückenbauer zu Politik und Gesellschaft

Die besten Brückenbauer – auch im Rückblick auf die Bauernproteste und im Hinblick auf den Zukunftsbauern – sind die Landwirte selbst, waren sich die Teilnehmer auf Burg Warberg einig. Foto: Landvolk Niedersachsen
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Wandel des Rollen- und Berufsverständnisses erfordert eine andere Kommunikation

Brücken bauen, um auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren – ein großes und immerwährendes Thema in der Landwirtschaft für ein besseres Miteinander mit Politik und Gesellschaft. „Mit dem Niedersächsischen Weg haben wir Lösungen gefunden, aber es ist noch viel zu tun. Der Niedersächsische Weg funktioniert und heißt Weg, weil es ein kontinuierlicher Prozess ist, der stetig angepasst werden kann und wird. Aber dafür brauchen wir die politische Unterstützung und vor allem eine verlässliche Finanzierung“, zeigte Landvolkpräsident Holger Hennies auf der Tagung „Landwirtschaft und Gesellschaft“ das Paradebeispiel zur Integration gesellschaftlicher Anliegen in die Landwirtschaft für Niedersachsens Landwirte auf.

Das Thema Landwirtschaft und Gesellschaft begleite Landwirte ein Leben lang, erklärte Volker Hahn vom Netzwerk Ackerbau Niedersachsen (NAN), das gemeinsam mit der Akademie Burg Warberg zur Tagung auf die Burg eingeladen hatte. Politik, technische Innovation und Kommunikation liegen im Interesse der Landwirtschaft, um gemeinsam mit den verschiedenen Gruppen im Konsens Lösungen zu finden, stellte er dabei heraus. „Ging es damals um das sich verändernde Dorfbild, erleben wir heute eine andere Diskussion: Wie können die vielen verschiedenen Bedürfnisse in der Gesellschaft gleichzeitig befriedigt werden?“, verwies Hahn auf die Themen rund um Natur- und Artenschutz, die vor 30 Jahren noch nicht so präsent waren. Die Aufgabe des NAN als Brückenbauer sei, Wissen zusammenzuführen, um Antworten auf die Anforderungen finden zu können.

Auch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen baue im Sinne des Niedersächsischen Weges mit ihren Mitarbeitern sowie den Beratern auf den Höfen und mit den Bauernhofpädagogen tagtäglich Brücken und unterstütze andere mit einem Mix aus Fachlichkeit, Fingerspitzengefühl und Dialog, zeigte deren Vize-Präsident Manfred Tannen auf. „Mit dem Niedersächsischen Weg haben Politik und Gesellschaft gelernt, aufeinander zuzugehen. Hier wurde gerungen, lebhaft diskutiert und letztendlich wurden gemeinsam Lösungen gefunden“, beschrieb Dr. Cord Stoyke die Wahrnehmung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums hierzu.

Dass sich die Eiszapfen-Atmosphäre vom Beginn des Dialogprozesses nach vier Jahren aufgelöst habe und der Niedersächsische Weg mit seinem Dialog auf Augenhöhe die Basis bei der Suche nach Lösungen bilde, stellte BUND-Vorsitzende, Susanne Gerstner, fest. Sie sehe aber auch, wie Landvolkpräsident Holger Hennies, dass man noch lange nicht am Wegesende angekommen sei. „Wir haben einiges erreicht“, sagte Hennies, verwies beispielhaft auf die deutliche Verbesserung des chemischen Zustands der Oberflächengewässer und forderte für zukünftige Verabredungen für mehr Naturschutz, diese anstatt durch Projekte eher durch Programme mit einer langen, verlässlichen Laufzeit und soliden Finanzierung festzuschreiben.

Treckerkabinentaugliche Lösungen braucht es zukünftig nach Ansicht von Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Er zeigte den Diskussionsprozess zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft am Beispiel der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) auf. Allein gemeinsam an einem Tisch sitzen, um Kompromisse zu finden, sei nicht nur wichtig für die Aufgabe, Brücken für die Gesellschaft zu bauen, gewesen, sondern auch für den demokratischen Entwicklungsprozess, ordnete Paetow diesen besonderen Dialogprozess auf Bundesebene ein. „Wir haben gemeinsam gelernt, Brücken zu bauen!“, zog er ein positives Fazit, was durch den Abschlussbericht der ZKL belegt wurde.

Die besten Brückenbauer – auch im Rückblick auf die Bauernproteste und im Hinblick auf den Zukunftsbauern – sind die Landwirte selbst, wenn sie vor Ort oder in den sozialen Medien zeigen, wie heutzutage auf den Höfen gearbeitet wird und sie die Menschen dabei mitnehmen. Dabei kann der Einsatz modernster Technik beispielweise bei der Bodenbearbeitung oder der Antriebstechnik helfen, die Akzeptanz einer modernen Landwirtschaft bei der Bevölkerung zu erhöhen. „Wir zeigen, dass wir dazu Bock haben und wieviel Spaß wir haben. Nicht im Erklär-Modus, sondern wir zeigen unser Lebensgefühl als Team auf dem Hof“, beschreibt Marieke Meyer zu Erbe ihre Kommunikationsstrategie. Auch die Agrarscouts vermitteln ein modernes Bild vom Bauern, der jung und smart ist und Wissen besitzt – und der vor allem Bock auf Landwirtschaft hat: Authentisch und neutral kommunizieren sie, um auf Augenhöhe Brücken zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu bauen. (LPD 92/24)

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

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