Landwirtschaft auf Öko umstellen? Ja, aber!

Carsten Bauck
Carsten Bauck, Vorsitzender des Ausschusses Ökolandbau im Landvolk Niedersachsen Foto: Landvolk
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20 Prozent der Betriebe zeigen Interesse / Absatz, gute Preise und Förderung wichtig

L P D – Um über vier Prozent gegenüber dem Vorjahr ist laut dem Konjunkturbarometer Agrar der Anteil der deutschen Landwirte gestiegen, die eine eventuelle Umstellung auf Ökolandbau in den kommenden zwei bis drei Jahren in Betracht ziehen würden. Die vom Deutschen Bauernverband in Auftrag gegebene Umfrage vom Dezember 2021 zeigt, dass eine ökologische Bewirtschaftung ihrer Betriebe für 18,7 Prozent der 1.500 befragten Landwirte vorstellbar sei. Waren es 2019 noch 15,5 Prozent, so sank die Umstellungsbereitschaft im Dezember 2020 auf 14,4 Prozent. „Diese Bereitschaft auf Bio umzustellen, bedeutet aber nicht, dass automatisch die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt. Öko-Bauern suchen sich ihre Märkte und Kunden selbst“, zeigt sich Carsten Bauck, Vorsitzender des Ausschusses Ökolandbau im Landvolk Niedersachsen, skeptisch.

Laut Öko-Landwirt Bauck werden bei den umstellungswilligen Landwirten falsche Erwartungen geweckt: Bis 2030 soll laut Bundesregierung der Ökolandbau in Deutschland auf 30 Prozent wachsen, die EU-Kommission will einen Anstieg der EU-Bio-Agrarflächen auf 25 Prozent. Für Deutschland selbst bedeutet das ebenso wie für einige EU-Länder aktuell fast eine Verdreifachung der Bio-Fläche. „Das Vorschreiben eines festgesetzten Mindest-Ökoanteils der landwirtschaftlichen Fläche sowie das Pushen via Förderprogramme führen nur zu Überschüssen, die sich negativ auf die Preise auswirken. Dieses System funktioniert nicht“, ist Bauck überzeugt. „Der Markt für so viel Bio-Ware ist noch nicht vorhanden. Der Preis für unsere Bio-Ware muss höher als im konventionellen Anbau sein, da wir mit viel mehr Aufwand produzieren. Otto-Normal-Verbraucher ist aber nicht bereit, hohe Preise für Bio-Lebensmittel zu zahlen“, zeigt Bauck auf. Das Bio-Angebot durch künstliche, vom Staat subventionierte Maßnahmen zu steigern, würde laut Bauck die Preise negativ beeinflussen. „Dann haben wir das Problem wie die Kollegen in der konventionellen Landwirtschaft. Wachse oder weiche entspricht nicht dem Verständnis der Öko-Bauern, sie können bei günstigeren Preisen nicht davon leben“, schlussfolgert Bio-Bauer Bauck.

„Die EU legt mit der neuen EU-Öko-Basisverordnung 2018/848 nebst ca. 17 Durchführungsverordnungen (DVO) die Latte für den Ökolandbau hoch. Investitionen oder Umbauten sind nötig, die vielen Öko-Landwirten die Umsetzung erschweren“, erklärt Pia Bömer, Referentin für Ökolandbau beim Landvolk Niedersachsen, und sieht die politischen Ausbauziele für den Ökolandbau als eine Herausforderung.

Höhere Erzeugerpreise, gesicherte Abnahmeverträge, höhere Umstellungsprämien sowie eine Investitionsförderung und letztendlich Verlässlichkeit seitens der Politik sind daher für gut ein Drittel der Befragten wichtige Voraussetzungen für eine Umstellung auf Öko-Landwirtschaft. Es sind vor allem die kleineren Betriebe zwischen 30 und 49 Hektar (ha) landwirtschaftlicher Fläche, sowie die Futterbaubetriebe, die sich die Umstellung vorstellen können. Diese Betriebe sind aufgrund ihrer Struktur vermehrt in Süd-Deutschland zu finden.

2019 lag der Öko-Flächenanteil in Niedersachsen bei gut 120.000 ha, 2020 wuchs er auf 135.000 ha. Niedersachsen hat damit seine Ökofläche von 4,7 auf 5,2 Prozent gesteigert, doch gemessen an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche ist es vom Bundesdurchschnitt mit 10,3 Prozent weit entfernt. Die gesamtdeutsche Öko-Fläche beläuft sich 2020 auf 1,7 Mio. ha. Der Fachhandel für Biolebensmittel und Naturwaren hat im vergangenen Jahr etwa 4,21 Milliarden Euro umgesetzt, teilt der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) mit. Das waren laut Verband 3,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor, aber rund zwölf Prozent mehr im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019. (LPD 12/2022)

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