Porträtserie: Unternehmerin Hjördis Plate ist Finalistin beim CeresAward
L P D – Ihren Traum vom Wilden Westen an der Nordseeküste hat sich Hjördis Plate erfüllt. Die 31-Jährige bewirtschaftet mit ihrer Familie in Otterndorf 200 Hektar Ackerland, hält als einer der größten Züchter Deutschlands eine 120 Kopf große Herde Galloways, lässt im Sommer 100 Pensionspferde auf ihren Wiesen grasen und im Winter 35 in der Pferdesauna schwitzen und mästet 150 Bullen der Rassen Charolais und Limousin im modernen Strohstall. „Ich bin schon ziemlich kuh- und pferdeverrückt“, gibt sie lachend zu. Nun steht sie in der Kategorie Unternehmerin im Finale des CeresAwards um den Titel Landwirt des Jahres des Deutschen Landwirtschaftsverlages, der im November in Berlin verliehen werden soll.
Das Bild vom Cowgirl wird besonders lebendig, wenn die schlachtreifen Galloway-Bullen nach drei Jahren auf der Weide zu Pferde aus der Herde aussortiert werden. „Die wissen, dass die Pferde schneller sind, als sie selbst“, lautet Plates Erfahrung. Zudem fühle sie sich auf dem Pferd sicherer, denn ein Mensch sei nun mal viel langsamer als ein Bulle. Wieviel Respekt sie vor ihren Tieren hat, wird zudem in der Haltung, der Vermarktung und sogar bei der Schlachtung deutlich, denn sie fährt ihre Rinder selbst zum Fleischermeister und bleibt bei ihnen bis zur Schlachtung.
Geschlachtet werden die Tiere erst, wenn ihr Fleisch über das sogenannte Cowsharing verkauft wurde. „Das ist im Moment alle 14 Tage der Fall“, sagt Plate. Zusätzlich werde lediglich ein Edeka und das Restaurant Unikat in Cuxhaven mit dem besonderen Rohstoff für herzhafte Burger beliefert. Dieses „Gesundheitsfleisch“ ist cholesterin- und fettarm und fein marmoriert. „Der Geschmack liegt zwischen Rind und Wild“, beschreibt die Unternehmerin die Eigenschaften.
Transparenz ist der Landwirtin besonders wichtig. „Wir wollen der Landwirtschaft ein Gesicht geben und zeigen, dass auch konventionelle Landwirtschaft nachhaltig, innovativ und spannend ist“, sagt Plate. Alle Interessierten könnten kommen und gucken. Dieser Kontakt mit den Verbrauchern ist sogar ausdrücklich erwünscht und war für die Familie ein Grund für den Schritt in die Direktvermarktung. Zudem kann bei dieser Art der Vermarktung mit dem eigenen Preis kalkuliert werden.
Ausgeweitet werden soll das Angebot zukünftig über einen Onlinemarktplatz der neuen Regionalmarke „Naturküste“, von der Plate eine der Geschäftsführerinnen ist. „50 Erzeuger aus dem Elbe-Weser-Dreieck schließen sich zusammen, um den Tagesbedarf an frischen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst und Fisch, aber auch Geschenkartikeln anzubieten“, erläutert sie die Planungen.
„Für mich ist Landwirtschaft, dass ich mit meiner Familie zusammenarbeiten kann“, fasst die Mutter von zwei Kinder zusammen. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Ehemann Henning sowie zwei Mitarbeitern und zwei Auszubildenden. „Für das gesamte Team ist der CeresAward eine tolle Anerkennung und macht mich stolz“, sagt Plate. Sie freut sich auf alles was damit zusammen hängt: Den Medienrummel, den Besuch der Jury, den Imagefilm und natürlich auf die Party in Berlin. (LPD 61/2021)