L P D – „Freie Agrarmärkte benötigen neue Instrumente zur Preisabsicherung“, sagt Landvolkvizepräsident Albert Schulte to Brinke. Dazu zählt er unter anderem Terminbörsen und freiwillige Versicherungssysteme, wie sie beispielsweise in den USA bereits etabliert wurden. Aber auch eine schnellere und effektivere EU-weite Marktbeobachtung mit entsprechenden Frühwarnindikatoren könnte Milcherzeugern und Verarbeitungsunternehmen wichtige Informationen bereitstellen. In besonderer Verantwortung sieht der Milchviehhalter aus Bad Iburg den Lebensmitteleinzelhandel. „Er muss eine völlig andere Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln leben“, fordert Schulte to Brinke. Die hochwertige Qualität der vielfältigen Produktpalette, die zudem unter Beachtung hoher Tierwohlstandards sowie nachhaltig erzeugt wurde, verlangten eine Bezahlung, die nicht immer nur den niedrigsten Preis als Messlatte akzeptieren dürfe. „Qualität muss sich auch für den Erzeuger lohnen“, sah der Landvolkvizepräsident hier einen wichtigsten Impuls für den Milchmarkt und sieht in erster Linie die genossenschaftlichen Molkereiunternehmen in der Pflicht.
Er bezeichnet die Marktausrichtung der Milch- und Molkereiwirtschaft als nicht immer einfachen, aber dennoch richtigen Weg. Auch mit Blick auf die aktuelle Lage am Milchmarkt sieht er in erneuten staatlichen oder auch durch die Branche organisierten Mengenbeschränkungen keine Vorteile. „Märkte sind niemals statisch angelegt und werden Landwirten wie Verbrauchern immer wieder positive, leider aber auch negative Preisausschläge bescheren“, schildert er. Gleichwohl sieht er wie viele Experten langfristig durchaus Chancen in der Milcherzeugung, die insbesondere durch die weltweit steigende Nachfrage ausgelöst werden. Aktuell diskutieren einige Milcherzeuger und Politiker aufgrund der schwierigen Marktlage erneut Vorschläge zur Mengensteuerung, diese lehnt Schulte to Brinke für das Landvolk Niedersachsen ab. Die Effekte wurden in verschiedenen wissenschaftlichen Expertisen als äußerst gering beurteilt, dies galt selbst unter der Annahme eines geschlossenen EU-Marktes. In offenen Märkten dagegen verpuffe die Wirkung vollends, zitiert Schulte to Brinke die Einschätzung unabhängiger Wissenschaftler. Nicht nur der hohe administrative Aufwand, sondern auch die enormen Kosten und die negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe haben die Gutachter zu dem ablehnenden Votum gegenüber einer erneuten Regulierung des Milchmarktes veranlasst. (LPD 92/2015)