Ausbildungsportrait Pferdewirt – Fünf Fachrichtungen stehen zur Wahl
L P D – Geländetraining zu Hause, LKW und Anhänger packen und vorbereiten, zum Geländetraining nach Warendorf fahren und am Wochenende zum Turnier nach Bad Harzburg – so kann eine Woche im Ausbildungsbetrieb von Anna Siemer in Luhmühlen aussehen. Und obwohl die Berufsreiterin und Pferdewirtschaftsmeisterin unterwegs ist, muss der Alltag im heimischen Stall mit sechs Pferden und zwei angestellten Pferdewirtinnen weiterlaufen. „Meine Auszubildende aus dem vergangenen Jahr habe ich übernommen“, freut sich Siemer über ihre engagierten Mitarbeiterinnen, die viel Freude an der Ausbildung der Vierbeiner haben.
„Die Auszubildenden in dieser Fachrichtung müssen ein gewisses reiterliches Talent aufweisen, denn sie bilden junge Pferde aus, trainieren Pferde im Springen und in der Dressur und stellen die Pferde teilweise auch auf Turnieren vor“, bestätigt Reena Peters von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Außerdem geben sie ihr Wissen an Reitschülerinnen und -schüler jeden Alters im Reitunterricht weiter. Neben der Fachrichtung Klassische Reitausbildung, in der Siemer ausbildet, gibt es vier weitere Fachrichtungen: Pferdehaltung und Service, Pferdezucht, Spezialreitweisen mit den Einsatzgebieten Gangreiten und Westernreiten sowie Pferderennen mit den Einsatzgebieten Rennreiten und Trabrennfahren.
„Es macht mir richtig Spaß, junge Menschen auszubilden, deshalb bin ich Meisterin geworden“, sagt Siemer. Ihr ist es wichtig, den Berufsnachwuchs zu befähigen, die Verantwortung für eine Kreatur zu übernehmen und diese so zu trainieren, dass danach jeder andere Reiter damit umgehen und glücklich werden kann. „Das ist eine besonders schöne Aufgabe“, sagt die 41-Jährige. Der Gewinn einer Schleife auf einem Turnier kommt für sie erst an zweiter Stelle.
„Pferde sind meine Lieblingstiere“, hebt Siemer hervor, die diese Einstellung auch von ihren Auszubildenden erwartet. Unter ihrer Anleitung trainieren sie gemeinsam die Pferde, die dem Turnierstall zwecks Ausbildung von ihren Besitzern anvertraut wurden. Dafür sind vor allem körperliche Fitness und Talent nötig. „Wichtig ist auch, an sich selbst arbeiten zu wollen und Verbesserungsmöglichkeiten zuerst bei sich und dann erst beim Pferd zu sehen“, nennt die zweifache Mutter ihre oberste Prämisse. Die Ausbildung sei zudem kaum mit einem Reiturlaub oder dem Reiten als Hobby vergleichbar. Siemer empfiehlt daher Interessierten, vorab ein Praktikum auf dem Wunschausbildungsbetrieb zu absolvieren und zu überprüfen, ob Traum und Realität zusammenpassen. Für sie selbst war die Berufswahl die richtige Entscheidung: „Ich bin Berufsreiterin, weil das einfach der beste Job der Welt ist.“ Niedersachsenweit gibt es insgesamt etwa 280 Ausbildungsplätze im Beruf Pferdewirt, von denen aktuell noch 60 bis 70 Plätze unbesetzt sind. „Nach unserer Einschätzung werden in der nächsten Zeit bis Ende September vermutlich noch rund 30 Schulabgänger einen Vertrag abschließen“, vermutet Peters. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Landesamt für Statistik 232 Auszubildende zum Pferdewirt in Niedersachsen. Weitere Informationen zu den zwölf grünen Berufen in Niedersachsen und zu freien Ausbildungsplätzen sind unter www.talente-gesucht.de oder www.krassgruen.de abrufbar. (LPD 68/2024)