Sonst einen Bogen um die Tiere machen – Deichschafe sind wertvolle „Mitarbeiter“
L P D – „Schafe schubsen“: Was lustig klingt, hat einen dramatischen Hintergrund. Denn immer wieder liegen die Tiere hilflos auf dem Rücken und können sich nicht mehr bewegen. Deshalb rufen die Schäfer und Schafzüchter auch Laien dazu auf, einem auf der Rückseite liegenden Schaf beherzt in das Fell zu greifen und dem Tier einen Schubs zu geben, so dass es sich wiederaufrichten kann. „Das passiert zum Glück nicht oft. Betroffen sind meistens tragende Schafe oder Rassen mit kurzen Beinen“, berichtet Dieter Voigt, Schafhalter aus der Gemeinde Berne in der Wesermarsch.
Vor allem auf den Deichen an Niedersachsens Nordseeküste sind die Schafe fast das ganze Jahr draußen. „Schafe weiden nicht auf dem Deich, weil es hübsch aussieht, sondern sie erfüllen unersetzbare Aufgaben für den Küstenschutz. Zum einen halten sie mit ihrem tiefen Biss die Grasnarbe kurz – zum anderen trippeln sie mit ihren kleinen Hufen den Boden fest, wir sprechen deshalb auch vom Goldenen Tritt“, erklärt Schäfer Janko Schneider aus Großheide in Ostfriesland, der für die Deichacht Norden unterwegs ist.
Die Tiere machen seit Jahrhunderten einen wichtigen Job – deshalb sollten Spaziergänger sie niemals streicheln oder ärgern. Hunde dürfen nicht mit auf den Deich. „Die Schafe kennen natürlich unsere Hütehunde, die sind sehr gut ausgebildet und gehen anders mit den Tieren um. Fremde Hunde hetzen die Schafe oft regelrecht auf, treiben sie auseinander, das ist eine ganz andere Situation“, sagt Schneider. „Oft werden auch Aue und Lämmer dabei getrennt. Diese Unruhe ist nicht gut für die Tiere.“
Wenn es Sommer wird, ruhen sich die Deichschafe gern auf den asphaltierten Wegen aus, da sie von der Sonne am meisten erwärmt werden. Und da die Tiere trotz ihrer Wolle Wärme mögen, verbringen sie dort am liebsten ihre Ruhepausen. Auf keinen Fall sollte man sie hier stören und vertreiben. Schafe sorgen für die Stabilisierung der Deiche: Durch die bessere Bestockung werden auch die Graswurzeln kompakter und stabilisieren die Erde. Das Gras wird so zur Schutzschicht für den Deich und damit für Mensch und Natur. „Als Schäfer wünsche ich mir einfach Respekt vor den Tieren, dass man sich rücksichtsvoll gegenüber den aktiven Mitarbeitern des Küstenschutzes verhält und versucht, sie so wenig wie möglich zu stören“, erklärt Janko Schneider abschließend. (LPD 33/2021)