Ährenwert GbR fährt 2020 die dritte Ernte ein – Trendgemüse in der Stadt gefragt
L P D – „Geht nicht – gibt’s nicht!“, das dachte sich Ernst Lütje, als ihn vor drei Jahren ein Mitarbeiter der Gemüseabteilung im Supermarkt gefragt hat, ob der Landwirt aus dem Landkreis Gifhorn Süßkartoffeln für ihn anbauen könnte. Damals ging es um die Teilnahme an einem Wettbewerb zum Thema Regionalität, heute hat sich daraus ein lukrativer Geschäftszweig der Ährenwert GbR entwickelt, in der Lütje gemeinsam mit den befreundeten Landwirten Jochen Gaus und Ulrich Behrens das exotische Gemüse anbaut. In Niedersachsen waren sie damit eine der Ersten, denn hauptsächlich wird die Süßkartoffel in wärmeren Ländern der Tropen oder Subtropen kultiviert.
Wie der Landvolk-Pressedienst schreibt, hat sich das innovative Engagement bereits überregional herumgesprochen, sodass Ernst Lütje als einer von drei CeresAward-Finalisten in der Kategorie Ackerbauer 2020 nominiert wurde. Mit dem CeresAward ehrt der Deutsche Landwirtschaftsverlag jedes Jahr erfolgreiche Persönlichkeiten und Projekte im Bereich der Landwirtschaft in insgesamt zehn Kategorien. Er wird am 28. Oktober in Berlin verliehen.
Angefangen mit 40.000 von Hand gesetzten Stecklingen auf einem Hektar Ackerfläche, hat sich die Anbaufläche 2020 auf vier Hektar erhöht. Zum ersten Mal kommt in diesen Tagen ein spezieller Roder aus Italien für die Ernte zum Einsatz. „Anders als bei Kartoffeln sammeln wir auf dem Süßkartoffelroder nicht die Kluten und Steine aus den Kartoffeln, sondern nehmen die Süßkartoffeln per Hand aus dem Erdstrom heraus“, erläutert Bianca Lütje. Sie freut sich, dass das Trendgemüse in den Städten so großen Anklang findet. Die Zubereitung als Süßkartoffelpommes oder Auflauf sind ihre Favoriten.
Vermarktet werden die rotschaligen Wurzeln komplett über den Lebensmitteleinzelhandel, an den die Gaus-Lütje GbR bereits seit einigen Jahren „normale“ Kartoffeln liefert. Zukünftig sollen Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl der Ährenwert GbR die regionale Produktpalette im Lebensmitteleinzelhandel noch ergänzen.
Motiviert werden die Bauernfamilien auch durch die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Kunden und Gästen, die auf ihren Hof kommen. Wie von den Kindergartenkindern, die auf dem Acker Kartoffeln geerntet haben. Seit einiger Zeit bietet Bianca Lütje zudem Kindergeburtstage und Ferienspaßaktionen an. „Da haben wir echt eine Marktlücke gefunden“, freut sich die Tierärztin über die hohe Nachfrage. In der Strohburg zu toben und anschließend mit Eseln, Ponys und Kaninchen zu kuscheln oder die Hühner zu füttern, kommt bei den Kindern gut an, hat sie beobachtet: „Und mir macht es auch besonderen Spaß!“ (LPD 79/2020)