Weidetierhalter fordern: Wolf muss Chefsache bleiben

Aktionsbündnis sieht Zaunbau-Förderung in Gefahr / Landvolk Küste: Umfrage Wolf

L P DWer den Wolf und die Weidetierhaltung in Niedersachsen haben will, der muss auch für die Kosten des notwendigen Zaunbaus aufkommen. Darin sind sich die Mitglieder des Aktionsbündnisses Aktives Wolfsmanagement (AAW) einig und formulierten anlässlich der bevorstehenden Umweltministerkonferenz (UMK) in Münster drei Forderungen an die Politik. „Wir befürchten, dass Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer in Zeiten leerer Kassen die zugesagten Förderungen umgehen will. Doch wir bestehen erstens auf die Fortführung der bisherigen Zaunbauförderung bei allen Nutztierarten zu 100 Prozent der Materialkosten im Umkreis der Risse durch das Land Niedersachsen“, nennt Jörn Ehlers als Sprecher des AAW den ersten von drei Punkten gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Zweitens fordert das Aktionsbündnis den laufenden Unterhalt für die Sicherung der wolfabweisenden Zäune und für Herdenschutzhunde für alle Nutztierhalter. „Einer pauschalen Lösung, speziell für die Schafhalter pro Mutterschaf, verschließen wir uns dabei nicht. Und drittens bleiben unsere Forderung nach Finanzierung der wolfsabweisenden Zäune vollumfänglich bestehen – solange kein aktives Wolfsbestandsmanagement in den betroffenen Regionen etabliert worden ist“, führt Ehlers aus.

Umweltminister Meyers Aussagen in Diskussionsveranstaltungen lassen bei Niedersachsens Weidetierhaltern die Alarmglocken schrillen. Meyer benenne zwar die ungleiche Verteilung der Wölfe in Niedersachsen, befürworte in Rissgebieten sogar Wolfstötungen und sehe die Grenzen des Herdenschutzes, doch letztendlich verstecke er sich hinter Bürokratie sowie EU-Gesetze und versuche die Verantwortung auf die Weidetierhalter abzuschieben. „Diese Hinhaltetaktik durchleben unsere Weidetierhalter seit Jahren. Der Wolf muss weiter Chefsache sein, damit nicht nur der finanzielle Förderrahmen gesichert ist, sondern auch die Bearbeitung der Anträge nicht bis zum Nimmerleinstag dauert“, zeigt Ehlers als weiteres Beispiel auf. Derzeit liege die Bearbeitungszeit bei bis zu vier Monaten, Anträge zur Aufstockung des Personals wurden abgelehnt.

Wie es mit der Weidetierhaltung bei zunehmender Wolfspopulation in Norddeutschland weitergehen soll, haben die 14 in der „Landvolk-Küste“ zusammengeschlossenen Landvolkkreisverbände in einer Umfrage mit rund 1.000 Teilnehmenden ermittelt – darunter gut 83 Prozent Weidetierhalter. Pferde, Schafe und Ziegen, aber auch Rinder sowie Milch- und Mutterkühe verbringen zumeist ganzjährig den halben oder ganzen Tag auf der Weide. Rund 76 Prozent der Betriebe gaben an, dass in einem Umkreis von 60 Kilometern Wölfe leben. Die Hälfte sehe Wölfe in der Umgebung des Hofes, bei mehr als jedem fünften Betrieb kam es zu Wolfsübergriffen, sodass viele Weidetierhalter Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt haben bzw. planen.

„Diese Umfrage zeigt deutlich: Die Rückkehr, die ungebremste Ausbreitung des Wolfes sowie vermehrte Übergriffe auf Großtiere stellen für unsere Weidetierhalter ein sehr hohes und nicht kalkulierbares Gefahrenpotenzial dar – und sie fühlen sich durch die Politik im Stich gelassen. Deshalb muss der Wolf muss Chefsache bleiben“, erklärt Ehlers. Gina Strampe vom Landesverband landwirtschaftliche Wildtierhaltung fügt hinzu: „100 Prozent wolfssicher einzäunen, geht nicht. Wenn es mit der Förderung – für ein Drei-Hektar großes Gehege sind das allein 30.000 Euro Materialkosten – nicht weitergeht, sind wir Gehegewildhalter weg.“ (LPD 91/2023)

Silke Breustedt-Muschalla

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