EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie
Bei Niedersachsens Agrarpolitik gab es ganz offensichtlich einen „Reset“. Computernutzer kennen das: Wenn nichts mehr geht, hilft ein Neustart.
Ministerin Barbara Otte-Kinast hört zu, kennt sich aus und pflegt einen sachlichen Ton. In Zeitungsartikeln hat ihr dieses Auftreten bereits den Titel „Landwirtschaftsministerin der Herzen“ eingetragen. Aber es geht nicht allein um schöne Titel, die ihren Anklang gar im Boulevard haben. Vielmehr wünschen sich Landwirte nach fünf Jahren verbaler Anfeindungen wieder ein respektvolles Miteinander, gegenseitiges Zuhören und konstruktive Sacharbeit. Dafür steht die neue Frau im Landwirtschaftsministerium nach altem Sprachgebrauch „ihren ganzen Mann“.
Aus ihrer Landfrauentätigkeit ist sie Teamarbeit gewöhnt. Sie kennt aus diesem Amt auch die Diskussionen mit Personen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen. Ideale Voraussetzungen also, um sich im Brückenbauen und in Vermittlerpositionen zu bewähren. Dabei sollten die Landwirte im ganzen Land sie mit vollem Einsatz unterstützen.
Eines aber sollten die Bauern auf den Höfen auch bedenken: Sie stehen unter Beobachtung. Gerade die vergangenen Tage haben gezeigt, welche kritischen Blicke sie beispielsweise bei der Gülleausbringung begleiten. Dazu bedarf es keiner laienhaften Apps. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich dazu im Internet kundig machen, nicht zuletzt auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer oder auch des Landvolkes.
Mit gesetzlichen Vorgaben zum Düngerecht, zur Tierhaltung, zum Pflanzenschutz müssen sich die Landwirte vertraut machen. Sie erhalten dazu von verschiedener Seite Unterstützung, allen voran von ihrem Berufsverband. Umsetzen und einhalten aber muss die Regeln jeder Bauer selbst. Weder ein aktiver Berufsverband noch eine „Landwirtschaftsministerin der Herzen“ werden Säumige bei Verstößen raushauen können. Hier sind alle auf den Höfen konsequent gefordert, um zu einer neuen Tonlage in Sachen Landwirtschaft zu kommen.