Als Landwsirt mittendrin sein

Als Landwsirt mittendrin sein -

Landvolk im Dialog Die Landwirte in der Region Hannover sind in direkter Tuchfühlung mit den Verbrauchern. Die kritische öffentliche Diskussion über Tierhaltung und Wachstumsinvestitionen bekommen sie in der Metropolregion hautnah zu spüren. Dies spiegelte der Gedankenaustausch im Bezirk Hannover mit dem Landvolkpräsidium in Garbsen wider.

Sorge bereitet den Landwirten daneben die Zukunft der EU-Agrarpolitik, und hier vor allem die Greening-Vorschläge. Der Besuch von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos auf drei Betrieben in der Region (LAND & Forst Nr. 18, Seite 8) wurde daher als guter Einstieg zum Ausloten praxistauglicher Varianten gesehen. Komplett abrücken, sagte Landvolk-Vizepräsident Helmut Meyer, aber will Ciolos von der Idee offensichtlich nicht. Ob die deutschen Bauern schließlich tatsächlich auch Feldgehölze mit einbeziehen dürfen, wie der Agrarkommissar anregte, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Suche nach Alternativen soll den Betriebsleitern auf jeden Fall mehr Flexibilität eröffnen, versicherte Hilse. Er stellte eine Extensivierung in der Größenordnung von sieben Prozent der Ackerfläche mit Blick auf die aktuelle Weltversorgungslage grundsätzlich in Frage: „Können wir das überhaupt verantworten?“.

Nicht nur die EU-Agrarpolitik, sondern auch die politischen Strömungen im eigenen Land und die Wahlen im kommenden Jahr tragen zur Verunsicherung bei. Stehen die Parteien und ihre Vertreter zu einer modernen Landwirtschaft oder lassen sie sich von lauten Meinungsmachern vorführen? Das Landvolk sucht als überparteiliche Organisation mit Vertretern aller Parteien das Gespräch, eine konkrete Antwort aber muss jeder Landwirt und jede Bäuerin auf die Frage selbst finden.

Viele weitere Themen wurden angeschnitten. Die Frage nach Grenzen und Obergrenzen, aber auch der persönlichen Schmerzgrenze eines jeden einzelnen Landwirts klangen bei den Hannoveranern  Fred Arkenberg und Heinrich Blume an. Durch steigende Pachtpreise sehen sich zunehmend mehr Landwirte in ihren Zukunftsperspektiven eingeschränkt, der nachlässige Umgang Einzelner mit der Nährstoffbilanz fällt auf alle Tierhalter zurück, die Debatte um resistente Keime muss sachlicher geführt werden, viele Aspekte konnten nur angerissen werden.

Immer wieder wurden wie auf den Veranstaltungen in anderen Bezirken die Öffentlichkeitsarbeit und das in den Medien vermittelte Bild der Landwirtschaft angesprochen. „Jeder von uns muss auf die Menschen zugehen, vom Nachbarn bis zum Politiker müssen wir alle ansprechen“, sagte Dr. Christian Hanisch aus Bücken. Als schwierig bezeichnete er den Umgang mit Bürgerinitiativen, die sich vehement gegen fast jeden Stallbau stemmen. Mit nüchternen Statistiken gegen diese Kritik angehen, empfahl Christian Sustrate. Er habe damit beim NABU viele Vorurteile entkräften können. Die Landwirte müssten sich in  Umweltschutzorganisationen zu Wort melden, meinte er. Fachlich fundiert, glaubwürdig und auch mit einem Sympathiebonus können Bauern auf Verbraucher zugehen, lautete die positive Botschaft des Abends.
Br