EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Diese Überzeugung teilen inzwischen die meisten Landwirte, wenn sie Betriebsmittel, allen voran Futtermittel, für ihre Höfe einkaufen. Von Nitrofen über Dioxin bis hin zum jüngst festgestellten Aflatoxin sind sie in den vergangenen Jahren in zu viele Krisen mit hineingezogen worden. Das Vertrauen in so manchen Vorlieferanten ist nicht nur getrübt, sondern nachhaltig erschüttert. Auch auf der Stufe zwischen landwirtschaftlicher Erzeugung und dem Endprodukt, das der Verbraucher kauft, wurde das Vertrauen in der jüngsten Vergangenheit über Gebühr strapaziert. Ein Blick in den Verbraucherschutzbericht belegt, dass Verstöße gegen Kennzeichnung und Aufmachung ebenso wie mangelnde Hygiene zu den häufigsten Beanstandungsgründen der amtlichen Lebensmittelüberwachung zählen.
Sogenannte Lebensmittelskandale treffen die Landwirte mit aller Wucht, als Auslöser gelten dagegen die vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche. Leichtfertig wird übersehen, dass Landwirte als Lebensmittelproduzent den Verbraucherschutz sehr ernst nehmen. Immerhin ist der jüngste Aflatoxinfall bei den Kontrollen der Milchwirtschaft im Rahmen des Qualitätssicherungssystem QM-Milch aufgefallen. Es basiert auf einem engmaschigen Kontrollnetz und der leidigen, aber leider unvermeidlichen Dokumentation. In einem arbeitsteilig organisierten Wirtschaftssystem müssen solche Stichproben genügen. Dazu müssen sie umso mehr mit der notwendigen Sorgfalt und dem risikoorientierten Ansatz gezogen werden.
Bei Aflatoxin wie auch Dioxin im Futter wurde dieser Ansatz dagegen nicht mit dem nötigen Nachdruck beachtet. Hier kann das Kontrollnetz noch deutlich engmaschiger geknüpft werden und muss zudem eine seriöse Probenahme sicherstellen. Eine Aufgabe, die dieser Wirtschaftsbereich selbst organisieren und deren Kosten er ebenso selbstverständlich selbst tragen muss. Hier erwarten die Landwirte deutlich mehr Entgegenkommen der Futterwirtschaft, auch die Haftungsfrage darf nicht länger tabu bleiben. Die Ankündigung des Landes, hier mit zusätzlichem Personal und Gebühren als zusätzlicher Finanzquelle für die Kontrolle für Abhilfe zu sorgen, nährt dagegen bei Landwirten die Befürchtung, dass sie zukünftig ebenfalls zur Kasse gebeten werden. Verloren gegangenes Vertrauen lässt sich so nicht wieder gewinnen, die Futtermittelwirtschaft muss im wahrsten Sinne des Wortes „saubere“ Produkte anbieten und dies offensiv kommunizieren. In arbeitsteiligen Wirtschaftssystemen sollte das eine Selbstverständlichkeit sein, von der letztlich Alle nur profitieren können.
Gabi von der Brelie