Keine Konkurrenz von Teller und Tank

L P D – Biokraftstoffe und
Spekulation haben nicht den in der Öffentlichkeit behaupteten Einfluss auf die
Preise am Weltmarkt. Nur zu kleinen Anteilen werden die Preisentwicklungen am
Weltmarkt auf die Binnenmärkte armer Länder übertragen. Hunger und Armut in
Entwicklungsländern sind der abgekoppelten Preissituation in diesen Staaten
selbst geschuldet. Zu diesen drei Ergebnissen kommt nach Mitteilung des
Landvolk-Pressedienstes eine Studie des Gießener Instituts für Agribusiness.
Prof. Peter Michael Schmitz und Palina Moleva sind der Frage nachgegangen, ob
Biokraftstoffe für Preisschwankungen und Hunger in der Welt verantwortlich
sind. Die Autoren haben eine Literaturrecherche durch eigene empirische
Analysen ergänzt und äußern erhebliche Zweifel an der Kausalkette, wonach hohe
und volatile Preise als Hauptquelle für Hunger und Armut in der Welt gesehen werden.
Die starken Preisbewegungen der jüngsten Vergangenheit seien keine Ausnahme,
der Aufwärtstrend der Lebensmittelpreise sei nicht mit der Förderung von
Biokraftstoffen oder Spekulation zu begründen. Im Gegenteil: Die Autoren sehen
in einem klugen Risikomanagement eine zentrale Aufgabe der Agrar- und
Ernährungswirtschaft und erkennen im Preisniveau für Agrarroh- und
Biokraftstoffe eine enge Verbindung zum Ölpreis.

In Entwicklungsländern lässt sich nach Aussage der Autoren
häufig eine extreme Preisspaltung zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen
beobachten. Schlecht funktionierende Märkte und staatliche Markteingriffe
verringern die Preise für die Erzeuger und machen Lebensmittel für Verbraucher
zu teuer, teilweise müssen höhere Preise als auf dem Weltmarkt ausgegeben
werden. Diese Abkopplung vom internationalen Marktgeschehen gilt als Indiz für
hausgemachte Einflüsse. Die zu niedrigen Erzeuger- und die überhöhten Verbraucherpreise
tragen zu Realeinkommensverlusten bei und verschärfen nach Aussage der Studie
die Armuts- und Ernährungsproblematik in Entwicklungsländern. Auch den Vorwurf,
über die Biokraftstoffproduktion werde das so genannte Land-Grabbing forciert
und damit die ländliche Bevölkerung vertrieben, weist die Studie zurück.
Abschließend machen sich die Autoren dafür stark, die Biokraftstoffpolitik als
Beitrag zum Klimaschutz zu werten. Völlig vernachlässigt werde in der
Diskussion um die Förderung von Biokraftstoffen die Tatsache, dass eine
steigende Nachfrage nicht durch zusätzliche Flächen, sondern eine Steigerung
von Intensität und damit höheren Erträgen zu befriedigen ist.