Ruthe forscht zur Zukunft der Landwirtschaft

Ruthe forscht zur Zukunft der Landwirtschaft - Foto: TiHo
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L P D – „Sie sind im Schnitt 18 bis 20 Jahre alt, hochmotiviert, super schlau mit einem Numerus Clausus von 1,3 – aber sie haben selten Ahnung von landwirtschaftlicher Praxis. Auf unserem Lehr- und Forschungsgut in Ruthe bekommen deshalb jedes Jahr alle 250 Studierenden der Tiermedizin unserer Hochschule in ihrer vorlesungsfreien Zeit zehn Tage lang die Grundzüge der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung vermittelt“, erklärt Leiter Dr. Christian Sürie gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Auch interessierte Verbraucher können das seit 1961 von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover betriebene Gut und dessen Arbeit südlich von Hannover bei einer Führung kennenlernen.

Angehende Tiermediziner lernen in Ruthe im Rahmen des vorgeschriebenen Pflichtpraktikums den landwirtschaftlichen Alltag und die Praxis kennen: ab 5.30 Uhr, noch vor dem Frühstück, müssen Melken, Ausmisten, Einstreuen, Fütterung, Eier sortieren und viele weitere Aufgaben erledigt werden. Danach folgt Veterinärmedizin: Injektionen setzen, Tierhygiene und -schutz, medizinisches Fachwissen am Tier erklären, landwirtschaftliche Nutztierhaltung sowie Tierernährung und Botanik stehen auf dem Stundenplan bevor am Abend der Stalldienst ruft. „Nach diesen zehn Tagen sind die Studenten absolut k.o., aber weiter hochmotiviert und für ihren Beruf begeistert, was sie uns in ihrer Evaluation widerspiegeln“, beschreibt Dr. Sürie die Lehrsituation des 236 Hektar großen Gutes. Circa 35.000 Tiere (Rinder, Schweine und Hühner) werden auf dem Gut gehalten. Zudem bekommen hier jedes Jahr bis zu 100 Auszubildende der Landwirtschaft in einem einwöchigen Kursus „Geflügel“ Fachwissen vermittelt. „Ruthe ist auf Geflügel spezialisiert, das landwirtschaftliche Bildungszentrum in Echem hingegen auf Schwein und Rind“, erklärt Sürie. Er sieht Ruthe als Vermittler zwischen Labor und praktischem Betrieb. Die Forschungsprojekte beinhalten Fragen zur Genetik, Haltungsformen, Fütterung und zu Hygienemaßnahmen mit Blick auf Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutz. Dabei wird die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht gelassen. Das Gut wurde zur Expo 2000 auf den neusten Stand gebracht und stetig modernisiert. „Doch wissenschaftliche Erkenntnisse und innovativer Fortschritt in der Landwirtschaft leben vom Geldfluss für Forschungsprojekte“, gibt der Leiter zu bedenken.

Fast 10.000 Schülerinnen und Schüler der vierten bis sechsten Klasse aus Schulen der Region haben im Rahmen des „Grünen Klassenzimmers“ den landwirtschaftlichen Betrieb bislang besucht. Insgesamt kamen seit 2000 mehr als 160.000 Gäste nach Ruthe, bis zu 12.000 Besucher sind es allein am Tag des offenen Hofes. „Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist nachhaltig“, freut sich Sürie über diesen Zuspruch. Infos  unter www.tiho-hannover.de/de/kliniken-institute/aussenstellen/lehr-und-forschungsgut-ruthe/ (LPD 63/2019)