Seniorenangebote auf landwirtschaftlichen Betrieben sind noch selten, aber gefragt
L P D – Mehr oder weniger aktiv im gewohnten Umfeld seinen Lebensabend verbringen – das wünscht sich nahezu jeder, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Landwirtschaftliche Betriebe, die Betreuungs- oder gar Wohnangebote für Senioren bereithalten, können nicht nur darüber ein weiteres Standbein aufbauen, sondern älteren Menschen neben der Gemeinschaft zugleich das Gefühl des Gebrauchtwerdens vermitteln. Das südniedersächsische Forschungs- und Entwicklungsprojekt „VivAge“ beschäftigte sich in den vergangenen drei Jahren mit Seniorenangeboten auf landwirtschaftlichen Betrieben und stellt nun die Ergebnisse vor, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.
Es gibt viele Varianten, wie das Seniorenangebot auf dem landwirtschaftlichen Betrieb aussehen kann: Vom Mittagstisch über Tagesangebote inklusive Mitarbeit auf dem Hof bis hin zu betreuten Senioren-Wohngemeinschaften oder gar Pflege- und Demenzabteilungen, berichtet Claudia Busch vom Zukunftszentrum Holzminden-Höxter. Es hat die Situation in Deutschland im Vergleich mit europäischen Nachbarländern intensiv untersucht. Bauernhöfe haben oft den Vorteil, dass sie über räumliche Kapazitäten verfügen. Neben den großen Gebäuden sind zumeist noch Garten und Tierbetreuung vorhanden, die ein vielfältiges Seniorenangebot eröffnen. Hier hat jedes Bundesland durchaus unterschiedliche Anforderungen, die der Antragsteller erfüllen muss, und jedes Angebot ist anders: So kann die Maßnahme nur einmal die Woche stattfinden, oder der Lebensabend aktiv oder betreut auf dem Hof verbracht werden. „Seit 2016 wurden für das Projekt VivAge bestehende Angebote erfasst und anschließend acht Betriebe detailliert analysiert“, berichtet Claudia Busch. Das Projekt hat untersucht, inwieweit diese Verbindung von Landwirtschaft und Seniorenangeboten ökonomisch tragfähig ist, wie Qualität gesichert werden kann, und ob es Bedarf an Weiterbildung gibt, der für ihre Durchführung nötig ist. Zudem wurde ermittelt, welche formalen Hindernisse oder Fördermöglichkeiten sich durch die bestehende Rahmengesetzgebung ergeben. Aus der Analyse wurden Handlungsempfehlungen für die Politik erarbeitet und Leitfäden für vier mögliche Modelle gestaltet. Sie richten sich an interessierte Menschen aus der Praxis, die sich direkt mit der Umsetzung auseinandersetzen wollen. „Wer Interesse hat, sollte sein Konzept aufschreiben und vor der Umsetzung aktiv Behörden ansprechen“, rät Busch. In vielen Bundesländern nimmt das Thema aktuell Fahrt auf, manche – wie Bayern – sind aufgrund ihrer kleinstrukturierten Agrarbranche schon weiter. Claudia Busch sieht aber in der Thematik, auch wenn sie eine Nische bleiben wird, eine große Chance, sowohl für den Erhalt von Hofanlagen als auch für Senioren, die ihren Lebensabend auf dem Land verbringen möchten. (LPD 95/2019)