Noch nie dagewesener Abstand zum Segment der Schweine- und Ferkelerzeuger
L P D „Auf breiter Linie“, so Dr. Albert Hortmann-Scholten, Unternehmensbereichsleiter bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, setzt sich im Verlauf des Februars die Entwicklung der Preise für Schlachtrinder EU-weit fort. Entsprechende Zahlen hat der Marktexperte jetzt beim „Tag der Bullenmäster“ in Lingen vorgelegt. Gründe für das Preishoch sind ein kleines Angebot an Jungbullen und ein noch knapperes an weiblichen Kategorien. Die Nachfrage nach Rindfleisch war hingegen im Lebensmitteleinzelhandle (LEH) trotz steigender Erzeugerpreise gut. „Das freut uns Mäster, aber wir können nicht sicher sein, ob dieses Hoch über einen längeren Zeitraum anhalten wird“, bewertet Martin Lüking, Vorsitzender des Rindfleischausschusses beim Landvolk Niedersachsen die aktuelle Lage.
Des einen Freud, des anderen Leid: Mittlerweile ist die Preisrelation zwischen Schweine- und Rindernotierungen auf einen historischen Höchststand gestiegen. Bei den aktuellen niedrigen Schweinepreisen von 1,20 Euro je Kilogramm ist das Jungbullenfleisch mit Preisen von 5,08 Euro/kg Schlachtgewicht rund vier Mal teurer. „Vermutlich werden allerdings in den nächsten Wochen die niedrigen Schweinepreise der Vergangenheit angehören, sodass dies keine Belastung für den Rindfleischmarkt wird“, erklärt Hortmann-Scholten. International wird Rindfleisch weiterhin knapp bleiben, da auch China angekündigt hat, den Import im Jahr 2022 erneut deutlich anzuheben. Aufgrund der rückläufigen Bestandsentwicklung in der Europäischen Union und der nach wie vor gegebenen Lieferengpässe aus Südamerika dürften aber die Rindernotierungen auch in den nächsten Wochen erst einmal auf unverändert hohem Niveau bleiben.
Zurzeit bereitet sich der Lebensmittelhandel (LEH) auf die Einführung der Haltungsform im Rindfleischbereich vor. „Erzeuger, die die Bonuszahlungen für die höherwertigen Handelsstufen erzielen wollen, müssen sich im Rahmen von betrieblichen Audits rechtzeitig zertifizieren, damit der entsprechende Mehrerlös erreicht werden kann“, rät Hortmann-Scholten. Das Gros der Rindfleischerzeuger dürfte in Zukunft in Haltungsformen 2 und 3 produzieren. Händler berichten, dass die hohen Einstandspreise bislang noch nicht an den Endverbraucher weitergegeben werden konnten. Sollten die Konsumentenpreise im gleichen Tempo mitsteigen, wird möglicherweise die Nachfrage spürbar zurückgehen. Angesichts einer inflationären Verteuerung der Lebensmittelpreise steht allerdings vielen Verbrauchern nicht mehr Geld zur Verfügung. Es besteht dabei die Gefahr, dass der Fleischverbrauch bedingt durch die hohen Preise weiter zurückgehen wird. (LPD 15/2022)