Alternativen suchen und Blick nach vorn richten

Alternativen suchen und Blick nach vorn richten - Beim Braunschweiger Getreidetag mit Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr (3. v. l.) ging es um die künftige EU-Agrarpolitik. Foto: Kleinert
Beim Braunschweiger Getreidetag mit Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr (3. v. l.) ging es um die künftige EU-Agrarpolitik. Foto: Kleinert

Getreidetag Der Blick nach vorn und auf Alternativen in der Vermarktung zählt beim Braunschweiger Getreidetag zur guten Tradition. In der 23. Auflage in Salzgitter richtete Christian Gaebel vom Deutschen Bauernverband mit dem Landvolk Niedersachsen den Blick vor allem auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020.

Spätestens mit dem Bericht der Kommission hat EU-Agrarkommissar Phil Hogan die Debatte dazu eröffnet. Dabei brachte er nach Darstellung Gaebels durchaus Positives in die Diskussion ein, wie die Fortführung des Zwei-Säulen-Modells oder auch den Vorsatz, Greening-Vorgaben von Bürokratie zu entschlacken.

Stabiles Budget ein Muss
Außerdem wolle die EU noch stärker auf Investitionen, Innovation, Beratung und Bildung setzen, explizit erwähnt wurde die stärkere Position von Erzeugergemeinschaften in der Lebensmittelkette. Kritik übe der Bauernverband am Vorschlag, das Prinzip einer EU-weit gemeinschaftlichen Ersten Säule aufzugeben, und an der unklaren Abgrenzung zwischen Erster und Zweiter Säule. Für die künftige GAP habe der DBV klare Positionen, wie ein stabiles Agrarbudget, einheitliche Flächenprämien, eine Vereinheitlichung des Antragssystems und weniger, aber sinnvollere Kontrollen.

Bei Agrarumweltmaßnahmen, die mit dem Greening neu zusammengeführt werden sollen, regt der Berufsstand erneut einkommenswirksame Anreize an. Dazu hat er in einer umfangreichen Studie den monetären Wert bereits durch die Landwirtschaft erbrachter Umweltleistungen berechnen lassen. Nach den Ergebnissen der sogenannten Noleppa-Studie werden die deutschen Landwirte über Mehrkosten und Mindererlöse im Umfang von jährlich weit über 5,2 Milliarden Euro belastet. Das entspreche einem Betrag von mehr als 300 Euro je Hektar und liege weit über den Werten, die für andere EU-Staaten oder Drittstaaten ermittelt wurden. Solche öffentlichen Leistungen werden selten, eher gar nicht über den Erzeugerpreis honoriert.

„Diese erheblichen Leistungen müssen in der Diskussion zur EU-Agrarpolitik nach 2020 dringend berücksichtigt werden“, forderte in Salzgitter Ulrich Löhr, Vorsitzender des Bauernverbandes Braunschweiger Land. Immer wieder werde von „öffentlichem Geld für öffentliche Leistungen“ gesprochen. Dagegen spielten die erheblichen Aufwendungen der Landwirtschaft für gesellschaftlich erwünschte Leistungen oder für den Umwelt- und Naturschutz bisher kaum eine Rolle. „Sie gehen aber häufig weit über gesetzliche Standards hinaus“, verdeutlichte Dr. Holger Hennies, Vorsitzender im Landvolk-Umweltausschuss.

Preise reichen nicht aus
Der Blick auf die Märkte ist nach einer äußerst schwierigen Ernte in Niedersachsen getrübt. Weltweit wurde nach Angaben von Werner Bosse, Getreidereferent beim Landvolk, die zweitgrößte Ernte aller Zeiten registriert.
Allerdings wachse die Weltbevölkerung um 80 Millionen Menschen pro Jahr, damit werde deutlich mehr Nahrungsgetreide benötigt. Das derzeitige Preisniveau bewege sich etwa auf dem des Vorjahres, reiche aber längst nicht zur Deckung der Kosten. Als wichtige Kunden nannte Bosse die Futtermittelindustrie, die das schwache Exportgeschäft zumindest in Teilen ausgleichen könne. Daneben sind die Ackerbauern mit Mühlen in Verhandlung, Biogas kann für schwache Qualitäten eine Alternative sein. „Irgendwas geht immer“, sagte dazu Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender im Landvolk-Ausschuss Pflanzenproduktion. Voraussetzung dafür aber sei die stetige Beobachtung der Märkte und der direkte Kontakt zu den Abnehmern vor Ort.
Br