Europäisches Parlament muss pragmatischer und realistischer in den Zielen sein
DBV. Vor den Abstimmungen zur Farm-to-Fork-Strategie im Europäischen Parlament kritisiert der Deutsche Bauernverband weiterhin einige Änderungsanträge, da diese in deutlichem Widerspruch zu den ökonomischen Notwendigkeiten der Landwirtschaft stehen. Bauernpräsident Joachim Rukwied betont erneut, dass die europäischen Bauern jedoch grundsätzlich bereit seien, den eingeschlagenen Weg zu mehr Umweltschutz weiterzugehen: „Die Bäuerinnen und Bauern in Deutschland und Europa haben im globalen Maßstab bereits ein hohes Niveau an Nachhaltigkeit erreicht. Wenn die EU wirklich will, dass wir Landwirte den Transformationsprozess erfolgreich gestalten und bewältigen, muss sie uns mit einem pragmatischen politischen Rahmen unterstützen, der auf realistischen und fachlich abgewogenen Zielen beruht. Dazu muss auch die Handelspolitik endlich gleiche Produktionsstandards für Lebensmittelimporte aus Drittstaaten festsetzen. Die EU-Kommission hat die Farm-to-Fork-Strategie ohne Folgenabschätzung und ohne Beachtung von Zielkonflikten formuliert. Es wäre ein schwerer Fehler, die in der Farm-to-Fork-Strategie politisch festgelegten Reduktionsziele als direkte Vorgabe in Rechtsvorschriften umzusetzen. Dies hätte den Effekt der Verlagerung der heimischen Erzeugung in andere Länder“, so Rukwied.
Konkret lehnt der Deutsche Bauernverband beispielsweise ab, die in der Farm-to-Fork-Strategie festgelegten Ziele für Pflanzenschutzmittel, Nährstoffverluste und Düngemittel in verbindliche Rechtsvorschriften umzusetzen. Mehrere Studien und Folgenabschätzungen zeigen, dass diese Ziele zu CO2-Verlagerungs-Effekten führen und die Stabilität der Lebensmittelerzeugung in der EU gefährden würden. Darüber hinaus kann man beim Bauernverband die Behauptung, dass die Tierhaltung in Europa Zoonoseerkrankungen entstehen lasse, nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Anders als in vielen Drittländern werden die Tiere in Europa verantwortungsbewusst und professionell gehalten, was Zoonosebildung verhindert. Des Weiteren müsste aus Sicht des Verbandes viel konkreter herausgestellt werden, wie eine immer nachhaltigere europäische Landwirtschaft vor Billigkonkurrenz aus Drittstaaten, bei deren Produktion keine Rücksicht auf Umwelt und Natur genommen wird, geschützt werden kann.
Heute (9.9.21) stimmen der Landwirtschafts- und der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes über die Farm-to-Fork-Strategie ab. (9.9.21)