DBV-Ackerbauforum im badischen Kippenheimweiler

DBV-Vizepräsident Detlev Kurreck (MV)

(DBV/Berlin). Es braucht eine gezieltere Beratung bei neuen Technologien – dies ist die Hauptbotschaft des diesjährigen Ackerbauforums des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im badischen Kippenheimweiler. Nachdem sich die Teilnehmer am ersten Tag bei zwei Betriebsbesuchen einen Eindruck über die landwirtschaftlichen Strukturen in der Region verschaffen konnten, gab es am zweiten Tag zwei fachlich hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen. In der ersten Runde betonte Dr. Josef Bosch von der BayWa, dass bei der teilflächenspezifischen Düngung noch ein erhebliches Potential vorhanden sei. Je besser die spezifische Ertragsfähigkeit der Böden bei der Düngung beachtet werde, desto ökonomischer und ökologischer wären die Maßnahmen. Er empfahl hierfür die Nutzung von satellitengestützten Ertragspotentialkarten, da diese die Düngergaben sehr präzise an die tatsächliche Ertragsfähigkeit der Böden anpassen würden. Leider scheitere der Einsatz der entsprechenden Technik jedoch zu oft immer noch an der fehlenden Konnektivität unterschiedlicher Systeme und fehlender Schulung. Er empfahl daher, die von den Anbietern solcher Systeme meist angebotene Betreuung zu nutzen. Auch Dr. Kurt Möller von der LTZ Augustenberg unterstützte den Ansatz, den Dünger noch gezielter an die Ertragsfähigkeit anzupassen. Je teurer der Dünger sei, desto schneller würde sich dies lohnen. Die effiziente Ausnutzung sei insbesondere aufgrund der strengen Vorgaben in den Roten Gebieten notwendig. Unterstützend biete sich der Einsatz von Nitrifikationshemmern und eine konzentrierte Abgabe von Düngemitteln an. Auf dieses Weise ließe sich die Effizienz um bis zu 15 % steigern. Einen guten Überblick darüber, wie die Pflanzenzüchtung helfen kann, den ausgebrachten Dünger besser zu verwerten, gab Dr. Stefan Streng von der Saatzucht Streng-Engelen. So arbeite man derzeit an der Verbesserung der N-Effizienz im Weizenanbau durch die Erfassung der genetischen Variabilität und Nutzung vorteilhafter physiologischer und morphologischer Wurzelmerkmale. In diesem Zusammenhang wies er auf die Vorteile der neuen Züchtungsmethoden hin, die es ermöglichen, auf dem Weg zu einer neuen Sorte Zeit zu sparen. Gleichzeitig bekräftigte er aber, dass es dringend notwendig sei, die so gezüchteten Sorten nicht über das Patentrecht zu regulieren, da dies dem bisherigen „Open-Source“-Gedanken des Sortenschutzrechtes widerspreche. Mittel- und langfristig würde dies die züchterische Freiheit stark einschränken und damit negative Auswirkungen auf die Vielfalt in der Pflanzenzüchtung haben.

In der zweiten Gesprächsrunde diskutierten die Teilnehmer mit dem Publikum den derzeitigen Stand der Digitalisierung im Ackerbau. Dabei gab es durchaus konträre Standpunkte. Während die anwesenden Landwirte betonten, dass es wichtig sei, die Hoheit über die auf den Betrieben anfallenden Daten zu haben, gaben Vertreter der Landmaschinenhersteller und des Handels zu bedenken, dass sie mit der Nutzung der Daten den technischen Fortschritt beschleunigen könnten. Dabei gelte es aber selbstverständlich, die Anforderungen des Datenschutzes zu beachten. Konsens bestand hingegen darüber, dass beim Precision Farming in den letzten Jahren zwar erhebliche Fortschritte gemacht wurden, aber die Potentiale bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Um dies zu ändern, sei neben der Förderung des Einsatzes von hochpräziser Applikationstechnik eine noch gezieltere Beratung notwendig. Auch die Bedienung der Technik müsse nutzerfreundlicher gestaltet werden, da auf diese Weise vorhandene Hemmschwellen abgebaut werden können. Letztlich würde sich nur die Technik durchsetzen, welche für die Landwirte einen messbaren Mehrwert hätte. Die erfolgreiche Digitalisierung des Ackerbaus wäre laut Professor Arno Ruckelshausen von der Hochschule Osnabrück dann erreicht, wenn man nicht mehr darüber sprechen müsse.

Der 1. Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Detlef Kurreck, zog dementsprechend das Fazit der Veranstaltung: „Es ist viel erreicht, aber es gibt auch noch viel zu tun. Die Teilnehmer können jedoch aus den beiden Tagen viele Anregungen mitnehmen, um die Herausforderungen erfolgreich zu meistern.“

Quelle: DBV-Pressemitteilung vom 24.03.2023