Ein Minister steht für alle in der Verantwortung

Ein Minister steht für alle in der Verantwortung - Foto: Vienna Gerstenkorn
Foto: Vienna Gerstenkorn

Offenes Gespräch Ein „Heimspiel“ hatte der Landwirtschaftsminister vor rund 400 Landwirten beim Landvolk Cloppenburg in Thüle nicht gerade. Vorsitzender Hubertus Berges rieb sich schon eingangs an den, wie er sagte,  Kampfbegriffen „Agrarwende“ und „Massentierhaltung“, die er als „NGO-Lobbyismus“ und „Handwerkszeug der Opposition“ entlarvte. Ein Minister stehe dagegen in der Verantwortung, die Bürger ehrlich zu informieren.

Der „Wählerauftrag“, den er verfolge, sei nicht der überwiegende Wunsch im Saal. Dessen war sich auch Meyer bewusst. Ziel seiner Agrarpolitik seien nicht immer mehr, immer billigere Lebensmittel, sondern eine Steigerung der Wertschöpfung. Auch im Interesse der Landwirte, sagte er. Die Aussage „Lebensmittel haben einen besseren Preis verdient“ fand Zustimmung. Gravierende Unterschiede bestanden allerdings in der Zuversicht, dass eine Anhebung des in Deutschland ohnehin schon hohen Tierschutzniveaus am Ende auch zu steigenden Preisen führe. Um das zu erreichen, sagte Meyer irreführenden „Bauernhofidyllen“ in der Werbung den Kampf an, Zutaten sollten außerdem transparenter gekennzeichnet werden. Dabei will er niemandem vorschreiben, was er kaufen soll, sondern sicherstellen, dass der Verbraucher weiß, was er kauft. Klingt schön, hieß es dazu im Saal, doch Landwirte müssten ihren Blick auf Fakten und Zahlen richten.

Neue politische Vorgaben lassen viele Familienbetriebe unsicher in die Zukunft blicken. Die Fragen aus dem Publikum machten das deutlich: „Um die Haltungsvorgaben zu erfüllen, mussten wir eine Stallwand um wenige Zentimeter versetzen. Der Antrag war so teuer wie für einen ganzen Stall. Weil die Spalten zwei Millimeter zu breit waren, wurde die Einrichtung erneuert. Erklären Sie meiner Bank, wie nun die nächste Investition in die Nachrüstung eines Abluftfilters bezahlt werden soll?“.

Minister Meyer stellte Ausnahmeregelungen in Aussicht, sofern die Installation technisch oder wirtschaftlich nicht vertretbar sei. Eine Landwirtin merkte an: „Wir wären sofort dabei, weniger, schöner und für höhere Erlöse zu produzieren, wenn uns dieses Ziel tatsächlich realisierbar erschiene“. Der Minister versprach einen stärkeren Schutz vor Billigimporten und kritisierte vor allem Importe von Bioprodukten. Sie könnten genauso gut in Deutschland produziert werden.
Ein klares Bekenntnis zur konventionellen Landwirtschaft, die sich an Gesetze hält und nach guter fachlicher Praxis wirtschaftet, wünschte sich Landvolk-Vorsitzender Berges vom Minister. Vor allem aber ginge es den Landwirten um mehr Respekt. Das beginne mit einer ehrlichen und sachlichen Darstellung der Landwirtschaft in Deutschland, auch gegenüber der grünen Stammwählerschaft, verlangte Berges.

Trotz der zum Teil deutlich auseinandergehenden Meinungen wurde in Thüle fair diskutiert. Beide Seiten signalisieren außerdem weitere Gesprächsbereitschaft. „Besser man redet miteinander, als übereinander“, meinte Berges abschließend.
Vienna Gerstenkorn