Ein optimistischer Blick in die Zukunft

Ein optimistischer Blick in die Zukunft -

Getreidetag „Die Herausforderungen der vergangenen Jahre haben uns gestärkt, wir sind in dieser Region super aufgestellt.“ Mit diesen Worten begrüßte Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender des Landvolks Braunschweiger Land, die rund 250 Landwirte auf dem 19. Getreidetag in Königslutter. Im Anschluss diskutierten drei Vortragsredner über langfristige Perspektiven und kurzfristige Markteinschätzungen.

Mit den Herausforderungen meinte Hirschfeld vor allem den Übergang vom gestützten in den freien Markt, der bei den ersten Getreidetagen im Mittelpunkt stand.

Rübenquote fällt weg
Dieser Schritt steht nun den Zuckerrübenanbauern bevor: Die letzte Ernte mit einer beschränkten Anbaufläche wird 2016 eingefahren. Danach wird es keine Quote mehr für Zucker, Isoglucose (ein vorwiegend aus Maisstärke hergestellter Zucker, der in der Getränkeindustrie den Rübenzucker ersetzen kann) und keine Mindestpreise für Zuckerrüben mehr geben. Lediglich der Außenschutz bleibt noch durch WTO-Verträge erhalten.

„Die ersten Jahre werden nicht einfach, da muss der Markt erst sein Gleichgewicht finden“, meinte Dr. Klaus-Dieter Schumacher von der Nordzucker AG. Der Abstand vom Weltmarkt- zum EU-Preis werde sich verringern, zudem erwartet der Experte Preisschwankungen.

Der Weltmarktpreis wird derzeit vom Zuckerrohrpreis bestimmt, denn 88 Prozent des weltweit verbrauchten Zuckers stammen aus Zuckerrohr. Es wird vornehmlich in Brasilien, Indien, China und Thailand angebaut. Allerdings steigen dort ebenfalls die Kosten des Zuckerrohranbaues durch Arbeits- und Umweltmaßnahmen. „Es ist nicht mehr so, dass wir mit den Produktionskosten in Brasilien überhaupt nicht mithalten können“, sagte Schumacher. Der Rübenanbau in Niedersachsen sei wettbewerbsfähig, müsse aber weiter optimiert werden.

Zuckernachfrage steigt
Die Nordzucker zeigt ein großes Interesse an der Entwicklung der weltweiten Zuckernachfrage. Diese nimmt stark zu, weil nicht nur die Bevölkerung, sondern auch das Einkommen der Menschen wächst.

Optimistisch in die Zukunft blickte auch Torsten Windels, Chefvolkswirt der Norddeutschen Landesbank. „Wir sind zwar noch nicht ganz aus der Krise raus, wir haben sie aber einigermaßen unter Kontrolle“, sagte er. Der Welthandel sei eine träge Größe, ziehe nun aber langsam wieder an.  

Er gibt Amerika gute Chancen auf ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent, einem starken Dollar von 1,25 und weiterhin ausbleibenden Zinserhöhungen. Damit kämen die USA, aus der die Finanzmarktkrise in die Welt geschwappt war, ungerechterweise als Erste wieder heraus. Als einen Grund dafür nannte Windels die Flexibilität der Amerikaner im Gegensatz zu den ordnungsliebenden Deutschen. „In Deutschland ist ein Kontrakt heilig, in Amerika ist er nur eine Möglichkeit“, nannte der Fachmann ein Beispiel.

Für die EU prognostizierte er das Ende der Rezession und bessere Leistungsbilanzen der EU-Länder. Dabei lobte er vor allem die südeuropäischen Länder, in denen er deutliche Fortschritte sieht. „Wir sind in Deutschland massiv davon abhängig, dass Europa funktioniert“, sagte er. Zukünftig sollte die EU aber lieber wieder aus Brüssel regiert werden, und nicht aus Berlin.
Das steigende Wachstum verdanke die Wirtschaft den niedrig bleibenden Zinsen. Dies enteigne zwar den Sparer, gebe Unternehmern und Landwirten aber die Möglichkeit, zu günstigen Konditionen zu investieren. „Es gibt keine Kreditklemme in Deutschland“, meinte Windels.

Wenig weltweite Vorräte
Mit einem blauen Auge sind auch die Landwirte in Niedersachsen in diesem Jahr davongekommen. „Trotz extremer Wetterlagen war es eine gute Ernte“, resümierte Werner Bosse als Getreidereferent beim Landvolk Niedersachsen. Es wurde sogar mehr Wintergetreide als im Vorjahr geerntet, lediglich Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln blieben hinter den Erwartungen zurück.
Weltweit habe es eine gute Ernte gegeben, die Vorräte gäben aber noch lange keinen Anlass zur Beruhigung. „Die Versorgungssicherheit gemessen in Tagen ist immer noch sehr gering“, gab Bosse zu Bedenken. Durch die gestiegene Nachfrage würden auch gute Ernten schnell verbraucht.
Trotzdem kamen die Preise bereits seit Anfang des Jahres unter Druck. Sie seien jedoch nicht ins Bodenlose gefallen. „Die Preisverläufe ähneln denen zum gleichen Zeitpunkt des Jahres 2011“, erinnerte sich Bosse. Damals führte schlechtes Wetter zu steigenden Preisen. Ob es wieder so kommen könnte, sei zwar ungewiss, nach unten scheine der Markt jedoch ganz gut abgesichert zu sein, meinte er. Den Landwirten empfahl er, rechtzeitig zu Verkaufen. Die Märkte seien interessant, und sollten auch bedient werden.
wim