Liebe Leserin, lieber Leser,
der Jahreswechsel ist die Zeit, in der wir Bäuerinnen und Bauern innehalten, auf das zu Ende gehende Jahr blicken und uns darüber Gedanken machen, was das vor uns liegende bringen mag. Für viele von uns war es kein gutes Jahr. Die Erlöse, die wir derzeit erzielen, sind bei fast allen unseren Erzeugnissen weiter viel zu niedrig. Wir erfüllen die stetig steigenden Ansprüche nach noch mehr Tierwohl, noch mehr Natur- und Umweltschutz, höhere Verbraucherschutzstandards. Das alles sind Nachhaltigkeitskriterien, denen wir uns stellen. Aber der für uns so wichtige ökonomische Aspekt gerät leider immer mehr ins Hintertreffen. Doch langsam zeigt sich, dass es wieder etwas besser zu werden scheint.
Für viele Landwirtsfamilien bleibt es aber schwierig, eine Perspektive zu sehen. Ist doch schon so viel Geld verloren gegangen. Da bleibt nur noch die Hoffnung, dass der sich abzeichnende Trend zu besseren Preisen anhält und wieder Mut macht.
Es sind aber auch die Diskussionen um die moderne Landwirtschaft, die uns immer wieder mit Vorwürfen belasten. Es wird uns vorgeworfen, wir würden unsere Tiere nicht gut behandeln oder den Boden, das Wasser und die Luft belasten. Das schmerzt, das ist ungerecht, und es ist so pauschal auch nicht wahr. Nie zuvor waren unsere Viehställe so tierfreundlich, unsere Produkte und Technik so gut wie heute. Hier müssen wir gemeinsam agieren, um unser Tun ins rechte Licht zu rücken, kämpfen auch für mehr Wertschätzung.
Für das Landvolk Niedersachsen und den Deutschen Bauernverband bin ich mit vielen Menschen im Gespräch und erfahre diese Wertschätzung immer wieder. Viele Menschen wissen um die ehrliche Arbeit der Bauernfamilien. Sie erfreuen sich an unserer vielgestaltigen Kulturlandschaft, sie schätzen die Fülle und Qualität unserer Lebensmittel. Gemeinsam müssen wir den Gedankenaustausch mit unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, ja unseren Nachbarn noch intensiver pflegen, sie über unsere Arbeit informieren, ihnen unsere Vorstellungen von Nachhaltigkeit nahe bringen.
Der Tag des offenen Hofes mit seinen unzähligen zufriedenen Besucherinnen und Besuchern war erneut ein eindeutiger Beweis, dass unsere Bauernfamilien ein Kristallisationspunkt im ländlichen Raum sind. Das soll so bleiben. Wenn ich die vielen, hoch motivierten, mit Elan, Zuversicht und Ideenreichtum agierenden jungen Bäuerinnen und Bauern auf unseren Höfen beobachte, bin ich mir sicher, dass Landwirtschaft im Agrarland Niedersachsen eine echte Perspektive hat. Gemeinsam sind wir stark, dieses Motto unseres Verbandes ist aktueller denn je, wenn es jeden Tag neu mit Leben erfüllt wird.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein friedvolles und gesegnetes neues Jahr, möge es für Sie Gesundheit und Wohlergehen bereithalten.
Ihr Werner Hilse
Präsident des Landvolks Niedersachsen