Lagerung Die Nachernteverluste in der deutschen Landwirtschaft fallen insgesamt gering aus, können aber von Jahr zu Jahr teilweise erheblich schwanken. In den vergangenen drei Jahren reichten sie von drei Prozent bei Weizen, über fünf Prozent bei Kartoffeln bis zu elf Prozent bei Tafeläpfeln.
Wesentliches Einflusskriterium ist nach Untersuchung der drei Ressortforschungseinrichtungen von Thünen-Institut (vTI), Max-Rubner-Institut (MRI) und Julius-Kühn-Institut (JKI) die Witterung. Dank guter Transport- und Lagerungsbedingungen seien die Verluste nach der Ernte in Deutschland im internationalen Vergleich gering, heißt es in der jetzt vorgelegten Studie. Den Wissenschaftlern zufolge sind die ermittelten Nachernteverluste überwiegend nicht vermeidbar. Durch bessere Lagertechnologien könnten sie „unter Umständen in sehr begrenztem Umfang“ reduziert werden. Dabei sei aber offen, ob eine Investition in neue Lagerhaltungssysteme für den einzelnen Betrieb rentabel sei.
Die Wissenschaftler wählten für ihre Untersuchung je eine Druschfrucht, eine Hackfrucht sowie eine Obst- und eine Gemüsesorte aus. Erfasst wurde das Erntegut, das durch Verderb oder Totalverlust unwiederbringlich verlorengeht. Nicht eingerechnet wurden Agrarprodukte, die zum Beispiel als Futtermittel oder zur Energieerzeugung genutzt werden oder die als Dünger auf dem Feld verbleiben. Ebenfalls nicht einbezogen sind Produkte, die wegen der hohen Anforderungen des Handels nicht in den Verkauf gelangen und anderweitig verwendet werden. Die Nachernteverluste bei Getreide liegen laut Studie bei etwa 3,3 Prozent der Weizenernte. Das entspricht einer Menge von jährlich rund 820.000 t im Durchschnitt der letzten drei Wirtschaftsjahre. Auch bei Kartoffeln treten Verluste vor allem während der Lagerung auf, sie schwanken zwischen 4,9 und 6,4 Prozent. Die absolute Menge beläuft sich auf jährlich rund 537.000 t. Zum Vergleich: In Niedersachsen wurden im vergangenen Jahr 2,5 Mio. t Winterweizen und 4,8 Mio. t Kartoffeln geerntet. Für Tafeläpfel ermittelten die Wissenschaftler einen Verlust von rund elf Prozent der jährlichen Erntemenge; das sind rund 98.000 t.
Als Hauptursachen für Verluste haben die Institute vor allem Schädlings- oder Krankheitsbefall sowie falsche Lagerung identifiziert. Dies führe zu Verderb durch Fäulnis oder zu Frischmasseverlusten durch Atmung und Verdunstung. Beispielsweise könnten bei Weizen durch Investitionen in bessere Lagerhaltungssysteme die Verluste nach Schätzung der Wissenschaftler um gut fünf Prozent reduziert werden. Bei Kartoffeln schlagen die Wissenschaftler schonendere Ernte- und Aufbereitungsverfahren sowie eine Optimierung der Lagerbedingungen im Hinblick auf Temperatur und Luftfeuchte vor. Bei den weit verderblicheren Äpfeln sei die Verlustrate mit Abstand am höchsten. Durch eine energieaufwendige und kostenintensive Lagertechnik sei es in den vergangenen Jahren bereits gelungen, die Verluste zu reduzieren. Als entscheidenden Faktor für den Umfang der jährlichen Nachernteverluste sehen die Wissenschaftler die Witterung.
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner betonte anlässlich der Veröffentlichung die Vorreiterrolle Deutschlands im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung. Sie regte an, die Forschung in diesem Bereich weiter zu verstärken. Auf EU-Ebene bleibe die Abschaffung aller Vermarktungsnormen und deren staatliche Kontrolle das Ziel. Normen dürften kein Vorwand sein, Agrarprodukte zu vernichten. Der Deutsche Bauernverband sieht sich durch die Studie in seiner Einschätzung bestätigt, dass die Landwirte sorgsam mit ihren Ernteprodukten umgehen. Zurückzuführen sei das auf den in der Landwirtschaft verankerten Kreislaufgedanken sowie eine effiziente und nachhaltige Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen.
AgE/red