Wolfsmanagement Weidetierhalter verlangen, dass Artenschutz nicht zu Lasten ihrer Nutztiere geht. Sie fordern ein Gesamtkonzept für den Umgang mit dem Wolf. Einen Sechs-Punkte-Plan dazu übergaben sie Ministerpräsident Stephan Weil.
Wolfsmanagement bedeutet auch Herdenschutz, fordern die niedersächsischen Weidetierhalter, die darin vom Landvolk unterstützt werden. Vertreter der Weiderinderhalter, Schafzüchter, Pferde- und Gehegewildhalter überreichten am Montag Ministerpräsident Stephan Weil eine Petition in Form eines Sechs-Punkte-Plans. Im Kern verlangen sie ein auch für die Tierhalter tragfähiges Konzept zum Umgang mit dem Wolf.
Der SPD-Politiker sagte eine zeitnahe Rückmeldung zu: „Erstens kann ich verstehen, wenn die Tierhalter sich Sorgen machen, denn wir haben es mit einer wachsenden Population von Wölfen zu tun. Zweitens sind die Möglichkeiten des Landes eingeschränkt, denn der Wolf hat den höchsten Schutzstatus für Wildtiere. Wir sind als Land sehr bestrebt, ganz praktisch zu helfen. Es läuft in Brüssel beispielsweise ein entsprechendes Verfahren, auf dessen Grundlage wir die betroffenen Tierhalter künftig besser unterstützen können. Und wir werden weiterhin sehr aufmerksam beobachten, ob sich weitere Verhaltensauffälligkeiten bei Wölfen zeigen.“
Schutzstatus lockern
„Wir begrüßen ein Wolfsmanagement, aber keine Artenschutz um jeden Preis. Er darf nicht zu Lasten der Weidetierhalter gehen“, sagte Landvolk-Geschäftsführer Helmut Brachtendorf. Das Land solle sich gegenüber Bundesregierung sowie der EU für eine Lockerung des Schutzstatus für den Wolf einsetzen.
Eine wolfssichere Haltung ist nach den Erfahrungen der Tierhalter auf bestimmten Flächen und Deichen rechtlich oder aufgrund natürlicher Gegebenheiten nicht möglich. Zudem fordern sie einen unbürokratischen finanziellen Schadensausgleich für freiwillige Präventionsmaßnahmen sowie die vollständige und rasche Entschädigung von Wolfsrissen nach Marktwert. Auch alle Folgeschäden, wie Kosten für Tierarzt, Nottötungen, Verlammungen oder Herdenausbruch, sind hier mit einzubeziehen. Die Betroffenen fühlen sich bislang von der Politik allein gelassen und fordern die Einrichtung einer Unterstützungs- und Beratungsstelle.
Beitrag zum Artenschutz
Der Schutz der Nutztiere in Niedersachsen hat nach Einschätzung der Weidetierhalter einen geringeren Stellenwert als der Schutz des Wolfes. Eine Umfrage der Schafzuchtverbände zeigt, dass ein Drittel der Befragten die Schafhaltung nach einem Übergriff durch einen Wolf aufgeben wollen. „Ein Mehr aus zusätzlicher Arbeit und finanziellen Aufwendungen gefährdet die traditionelle Weidetierhaltung stark“, erklärte Joachim Rehse, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes.
Hierzulande werden rund 2,7 Mio. Rinder und Mutterkühe, 230.000 Schafe, rund 190.000 Pferde sowie Wildtiere in 900 Gehegen gehalten. Weidetierhalter erhalten mit hohem persönlichen Einsatz durch die Beweidung extensiv genutzter Flächen eine hohe Biodiversität bei Flora und Fauna; gleichzeitig werden hochwertige Lebensmittel naturnah erzeugt.
LPD/red